Eine ungewöhnliche Methode rettet Faultiere
Unter den Wildhütern Südamerikas herrscht eine eiserne Regel. Sie lautet: „Rette alle Ameisenbären und Affen und Papageien – alles, was gerettet werden kann. Aber versuche niemals ein Faultier aufzuziehen, denn jede Mühe ist vergebens.“ Antonia Jurado Castillo kennt diese Regel sehr wohl, denn immer wieder hatte ihr Chef erklärt, dass Faultiere zwar gepäppelt und genährt und medizinisch versorgt werden können – ohne ihre Mutter aber, ohne die permanente Nähe ihres klopfenden Herzens, sterben sie dennoch einen langsamen, traurigen Tod. „Es ist ein unumstößliches Naturgesetz“, erinnert ihr Chef sie stets. „Nichts auf der Welt kann diese Waisen retten.“
Und so, an jenem Tag, an dem der kleine „Paulo“ in die Aufzuchtstation eingeliefert wird, soll Antonia ihn lediglich von seinem Leid erlösen. Sie zieht die Spritze auf mit dem Tötungsmittel, öffnet die Lasche des Transportkartons - und hält inne. Irgendetwas in den Augen dieses winzigen Wesens lässt sie verharren. Vorsichtig hebt sie das Faultier hoch, ihre Hand fährt durch seidiges Babyfell – und in diesem Moment fasst die Wildschützerin einen Entschluss, von dem sie weiß, dass er sie den Job kosten kann: Sie legt die Spritze nieder – und lässt Paulo am Leben. Noch in der Nacht schmuggelt sie ihn nach Hause, richtet ihm einen Brutkasten neben ihrem Bett ein und versorgt ihn mit allem, was er braucht. Und doch: Obwohl er frisst und trinkt und geliebt wird, werden seine Werte schlechter. Nach drei Tagen hat das kleine Faultier bereits ein Drittel seines Gewichts verloren, am fünften Tag unterschreitet er das Mindestmaß. „Ich war verzweifelt“, sagt Antonia. „Paulo starb mir praktisch unter den Fingern weg.“ Jedoch: Als alle Mittel versagen, kommt der jungen Frau eine Idee, die so absurd ist, dass sie einfach gut sein muss. In einem alten Teddy näht sie eine Wärmflasche und einen altmodischen Wecker, um die Nähe und das rhythmische Schlagen eines Mutterherzens zu simulieren. Und tatsächlich: Mit der ganzen Kraft seines kleinen Körpers krallt sich Paulo an dem Teddybären fest und in den Tagen und Nächten, die folgen, lockert er niemals seinen Griff. Innerhalb von nur einer Woche erreicht er wieder sein Normalgewicht und alle Werte erholen sich. Es ist eine Sensation, die in Fachkreisen für Schlagzeilen sorgt – und eine Spendenlawine ohne Gleichen ins Rollen bringt: Eine Spendenlawine aus Teddybären, bestimmt für die kleinen Waisen, die jeden Herzschlag für das Leben brauchen ...
Dorothee Teves

Heartbeat for life
An unusual method saves sloths
Under the rangers of South America there is strict rule which reads as follows:”Save all anteaters and monkeys and parrots – all what can be saved. But never try to raise a sloth, because any effort is in vain.” Antonia Jurado Castillo knows this rule very well, because her boss again and again explained, that sloths can be pampered and fed and receive medical treatment – but without their mother, without her permanent heartbeat, they will die a slow and sad death. “It is a natural law”, her boss always reminds. „Nothing in this world can save those orphans.”
And so on this very day, as the little “Paulo” was brought to the breeding station, Antonia only was supposed to protect him from suffering. She draws up a syringe with the deadly medicine, opens the lug of the cage – and paused. Something in the eyes of this tiny being stopped her. Carefully she is picking up the sloth, - her hand is ruffling through the silky-smooth baby fur - and in this very moment the ‘wild animal protector’ is making a decision from which she knows, that it can cost her job: she puts aside the syringe – and lets Paulo live. In the same night she is smuggling him home, is installing the incubator beside of her bed and provides him with everything he needs. And yet: although he is eating and drinking and getting love condition is getting worse. After three days the little sloth has lost one third of his weight, after five days he deceed the minimum. “I was in despair” Antonia says.
“Paulo was dying under my hands.“ But: when all countermeasures failed the young woman got an idea, which was so absurd, that it had to be good. Into an old teddy she was sewing a hot water bottle and an old fashioned alarm-clock just to simulate the nearness and the rhythmic heartbeat of a mothers heart. And really: with all his power of his little body Paulo was clinging to the teddy and in the nights and days which followed he never loosened his clutch. Within one week he got back his normal weight and all results recovered. It is a sensation which among experts which made headlines – and a flood of donations namely teddies meant for the young orphans who need each heartbeat to survive…..
Dorothee Teves
Englische Übersetzung von Brit
Jahr 2002 Nr. 30