Forscher fanden heraus, dass ein Bakterium den Tod vieler Tiere verursacht hat.
Quelle: Rheinische Post - 30.10.2023 - Von Johannes Dieterich

Ein toter Elefant in Botswana, aufgenommen vor drei Jahren. Foto: dpa
JOHENNESBURG |Einen weiteren Beweis dafür, dass Größe in entscheidenden Fällen keine Rolle spielt, liefert jetzt die Natur. Forscher haben herausgefunden, dass der mysteriöse Tod Hunderter von Elefanten, den größten Landtieren der Welt, von einem winzigen Bakterium ausgelöst wurde, das noch nicht einmal einen eigenen Namen hat. Fast 400 Tiere waren vor drei Jahren in Simbabwe und Botswana auf merkwürdige Art gestorben: Manche stürzten wie vom Blitz getroffen mitten im Lauf zu Boden; andere torkelten im Kreis, bevor sie zusammenbrachen; wieder andere fielen vornüber aufs Gesicht. Etwas Vergleichbares war unter den Elefanten noch nicht beobachtet worden: Offensichtlich wurden die Tiere vergiftet – entweder von Wilddieben oder einem Erreger wie dem Bacillus anthracis, landläufig Anthrax genannt. Da alle toten Dickhäuter noch ihre Stoßzähne hatten, fielen Wilderer als Schuldige weg.
Im Fachmagazin „Nature Communications“ berichtet jetzt eine Gruppe von Wissenschaftlern von ihrer Untersuchung, die wegen der eingeschränkten Zugänglichkeit der Region und der Verfügbarkeit von Speziallaboren höchst langwierig war. Die Forscher mussten in Helikoptern zu den Kadavern geflogen werden und diese bei brüllender Hitze in Schutzanzügen sezieren. Ihre Proben wurden in US-Laboren ausgewertet. Das Ergebnis: Die Elefanten starben an einer von Bakterien ausgelösten Blutvergiftung, in sechs Kadavern der Elefanten wurden Erreger aus der Gruppe der Bisgaard taxon 45 gefunden. Ähnliche Bakterien sind bisher nur in Raubkatzen wie Tigern oder Löwen nachgewiesen worden. Womöglich wurden sie durch Löwenbisse übertragen. Für Laura Rosen von der US-Firma Transboundary Epidemiology Analytics ist die Entdeckung „höchst besorgniserregend“. Bislang wurden die Bakterien noch nie im Blut eines Elefanten festgestellt – eine weitere Gefahr für die größten Landsäugetiere, deren Zahl jährlich um acht Prozent zurückgeht. Derzeit gibt es nur noch rund 350.000 Exemplare des afrikanischen Savannen-Elefanten.
Falko Steinbach von der britischen Animal and Plant Health Agency ist allerdings überzeugt davon, dass die Tiere von der damaligen Dürre und ihrer schlechten Ernährung erheblich geschwächt waren – andernfalls hätten die winzigen Bakterien die Dickhäuter wohl nicht zur Strecke gebracht. „In der Wildnis gibt es sehr viele Pathogene, die nicht unbedingt Krankheiten verursachen und gewiss nicht den Tod zur Folge haben“, so Steinbach. „Wenn die Tiere allerdings gestresst sind, bricht ihr Immunsystem zusammen. Dann breiten sich solche Bakterien fast ungehindert aus und verursachen Krankheiten mit tödlichen Folgen“, sagt der Experte.