Die neue Reise der Bremerhavener "Polarstern" läuft anders als geplant
Wegen Corona mussten die Wissenschaftler des AWI ihre Pläne ändern und sich auf ein "Worst-Case-Szenario" vorbereiten. Das hat große Auswirkungen auf die Forschung.

Das Forschungsschiff Polarstern im Eis.
Die nächste große Reise führt die Polarstern in die Antarktis. Und auch diese Forschungsreise muss wegen Corona umplanen. (Archivbild) Bild: Radio Bremen
Es ist wieder so weit: Die "Polarstern" geht auf die nächste große Reise. Das Forschungsschiff wird Bremerhaven am Sonntagnachmittag verlassen und ist auf dem Weg in die Antarktis. Vier Wochen lang wird der Eisbrecher unterwegs sein in den Süden, bis er an der Neumayer-Station III, der deutschen Forschungsbasis im Eis, ankommt. Dieses Mal transportiert das Schiff aber nicht nur Lebensmittel, Geräte und Treibstoff. Wegen Corona können die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) dieses Mal nicht mit dem Flugzeug in die Antarktis fliegen, sondern müssen ebenfalls den Seeweg nehmen.

Ein Mann guckt in die Kamera.
Tim Heitland leitet die Forschungsreise. Bild: Alfred-Wegener-Institut | Stefan Christmann
Wie wollen die Forscher verhindern, dass sich das Virus in der Antarktis ausbreitet?
Aktuell sind Forscher und Crew in einem Hotel in Bremerhaven in zweiwöchiger Quarantäne. Außerdem werden sie mehrfach auf Corona getestet. So soll verhindert werden, dass irgendjemand das Virus mit auf die entlegene Neumayer-Station schleppt. Falls das aber doch passieren sollte, wurde das Hospital auf der Station massiv aufgerüstet. Auf dem Forschungsschiff und in der Antarktisstation stehen PCR-Testgeräte zur Verfügung. Außerdem sind jetzt mehr Medikamente und Möglichkeiten zur Beatmung vorhanden. Aber Expeditionsleiter Tim Heitland sagt auch: Im schlimmsten Fall müsste die Neumayer-Station geschlossen werden, weil es weit und breit keine Intensivstation gibt. Um eine Ausbreitung zu vermeiden, hat das AWI auch die Zahl der Forscher, die mitfahren dürfen, in dieser Saison in etwa halbiert.
Wird dann auch weniger geforscht?
Ja, es fallen alle kurzfristigen Projekte aus. Die Forscher kümmern sich in diesem Winter nur um die langfristigen Messungen, wie etwa Wetterbeobachtungen und das Messen von Daten zur Erderwärmung. Normalerweise gibt es laut Heitland aber auch immer wieder neue Projekte. "Zum Beispiel haben wir Biologen, die Pinguine untersuchen. Und diese nicht mehrjährigen Sachen fallen dieses Jahr alle flach", erklärt Heitland.
Unser Auftrag ist ja Wissenschaft – und das ist natürlich bitter, wenn man Wissenschaften nicht durchführen kann.
Tim Heitland, Expeditionsleiter

Luftaufnahme der Neumayer-Station III
Das Ziel der Reise: die Neumayer-Station III in der Antarktis. Bild: Alfred-Wegener-Institut
Ist der Seeweg nicht ohnehin umweltfreundlicher? Warum fahren die Forscher nicht immer per Schiff?
Ja, die Reise per Schiff ist umweltfreundlicher. Denn die "Polarstern" fährt ja ohnehin, weil sie die Versorgung der Neumayer-Station mit Essen und Technik sicherstellt. Der große Nachteil ist natürlich: Mit der Hin- und Rückreise dauert so ein Forschungsaufenthalt zwei Monate länger als per Flugzeug. In einem Monat erst kommt der Eisbrecher an. Nach acht Wochen fährt die "Polarstern" wieder zurück und wird dann erst Ende April wieder in Bremerhaven sein.
Ein Rundgang über das Forschungsschiff "Polarstern" siehe Quelle
Zwei Männer stehen im Maschinenkontrollraum des Forschungsschiffes "Polarstern" und schauen auf einen Bildschirm. Ein Blick in den Maschinenkontrollraum der "Polarstern". Quelle: Radio Bremen, Sonja Klanke
Steuerinstrumente auf dem Forschungsschiff "Polarstern". Auf der Brücke laufen die Fäden zusammen. Quelle: Radio Bremen, Sonja Klanke
Eine Kammer auf dem Forschungsschiff "Polarstern" mit einem Bett, einem Schrank und einem Schreibtisch. So sieht die Kammer eines Besatzungsmitgliedes aus. Quelle: Radio Bremen, Sonja Klanke
Ein Blick in ein Badezimmer auf dem Forschungsschiff "Polarstern" mit Dusche, Klo und Waschbecken. Das ist das dazugehörige Badezimmer. Quelle: Radio Bremen, Sonja Klanke
Ein Fitnessstudio auf dem Forschungsschiff "Polarstern". Ein Teil der Besatzung verbringt seine Freizeit im Fitnessraum... Quelle: Radio Bremen, Sonja Klanke
Ein Schwimmbecken auf dem Forschungsschiff "Polarstern". ...oder auch im Schwimmbad. Quelle: Radio Bremen, Sonja Klanke
Weihnachten feiern die Forscher dann ja auf der "Polarstern"? Wie läuft das ab?
Tim Heitland hat schon mehrmals in der Antarktis überwintert. Das Tolle bei den Expeditionen sei immer das Team: Weil da Leute zusammen kommen, die Lust auf die Sache haben, die es geschafft haben, ihren Traum zu verwirklichen – und gleichzeitig wissen, dass es ein großes Privileg ist, dass sie die Chance zu dieser Erfahrung bekommen haben. Weihnachten an Bord der "Polarstern" ist für ihn aber neu – und er freut sich drauf: "Ich habe mir sagen lassen, dass es sehr feierlich zugeht", erzählt er. Gefeiert wird im Blauen Salon. "Das ist ein sehr repräsentativer Raum, hat einen blauen Teppich, eine Bibliothek. Und dann sagt der Kapitän ein paar Worte. Und das macht, glaube ich, einen sehr würdevollen Rahmen." Und er setzt auf leckeres Essen. Die Küche an Bord sei hervorragend.