MOSAIC Von Schneeschlitten und Eisbären - update

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Re: «Polarstern» Ein erfolgreicher ROV-Tag - update

Beitragvon UliS » Mo 2. Mär 2020, 18:22

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Zwei Rekorde am Nordpol
Versorgungseisbrecher erreicht nach schwierigen Eisbedingungen die MOSAiC-Expedition
[02. März 2020]

Tagelang hat festes Meereis den Fortschritt des Versorgungseisbrechers Kapitan Dranitsyn in Richtung Nordpol verlangsamt, wo er von der Polarstern-Crew zum zweiten Schichtwechsel der MOSAiC-Expedition erwartet wurde. Die Annäherung verlief dennoch stetig, bis am Freitag, den 28. Februar um 12:20 Uhr (MEZ) schließlich das Anlegemanöver der Kapitan Dranitsyn gelang, die nun 970 Meter von der Polarstern entfernt an derselben Eisscholle liegt. Während auf der Scholle der Austausch in vollem Gange ist, macht sich in Russland ein weiterer Eisbrecher auf, um die Kapitan Dranitsyn auf dem Rückweg mit zusätzlichem Treibstoff zu versorgen.


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The icebreakers Kapitan Dranitysn and Polarstern in the Arctic ice

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Unloading of Dranitsyn during exchange of MOSAiC leg2 und

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Participants of MOSAIC expedition leg2 and leg3 walking towards Polartster

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First visit of leg 3 participants on board Polarstern after they finally arrived with the supply vessel Kapitan Dranitsyn.

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Participants of MOSAIC expedition leg2 and leg3 walking towards Polartstern

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Captain Stefan Schwarze and Captain Alexandr Erpulev

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MOSAiC: Austausch Leg 2 und 3

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Captain Stefan Schwarze from the Polarstern visits Kapitan Dranitsyn

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The supply icebreaker Kapitan Dranitsyn has arrived in the immediate vicinity of Polarstern

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The supply vessel Kapitan Dranitsyn arrived at the MOSAiC ice floe on 28 February.

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Alexandr Alexandrowitsch Erpulev the Hero

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MOSAiC exchange leg 2 and 3

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On of the MOSAiC Pistenbullies pushes snow under the gangway of the supply vessel Kapitan Dranitsyn.

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Unloading of cargo from the supply icebreaker Kapitan Dranitsyn. The provisions need to be heated in a container during the transport in -35 °C cold air temperature.

In der vergangenen Woche kam es gleich zu zwei Rekorden in der Geschichte der Polarforschung, wie das Scott Polar Research Institute der Universität Cambridge ermittelt hat: Am 24. Februar erreichte die Polarstern auf ihrer Drift eine Position von 88°36´Nord, nur noch 156 Kilometer entfernt vom Nordpol. Nie zuvor war ein Schiff im Winter so weit im Norden. Nur zwei Tage später erreichte der russische Eisbrecher Kapitan Dranitsyn kurz vor seinem Zusammentreffen mit Polarstern auf 88°28´ Nord die nördlichste Position auf seiner Mission. Noch nie hat es ein Schiff so früh im Jahr aus eigenem Antrieb so weit in den Norden geschafft.

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The icebreakers Kapitan Dranitysn and Polarstern in the Arctic ice Rendezvous im Eis (Foto: Ernst Stürmer)

„Diese Rekorde markieren Meilensteine der MOSAiC-Expedition. Sie zeigen den Erfolg des logistischen Konzepts und sind die Grundlage für die einzigartigen wissenschaftlichen Messungen der Expedition“, sagt Prof. Markus Rex, Leiter der MOSAiC-Expedition vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Potsdam. „Wir müssen den Hut ziehen vor Kapitän Alexandr Erpulev, der mit dem Eisbrecher Kapitan Dranitsyn durch den arktischen Winter bis fast an den Nordpol gefahren ist“, ergänzt Polarstern-Kapitän Stefan Schwarze diesen nautischen Erfolg. „Bei der aktuellen Meereissituation ist die Verzögerung absolut im Rahmen dessen, was wir erwarten konnten“, betont Rex. Er kehrte nach den ersten Monaten der Expedition im Januar selbst mit der Kapitan Dranitsyn aus der Arktis zurück und wird ab April wieder an Bord der Polarstern sein.

Zusammen mit der Logistikabteilung des Alfred-Wegener-Instituts hat er in den vergangenen Tagen die nächsten Schritte ausgearbeitet, wie der Versorgungseisbrecher mit zusätzlichem Treibstoff versorgt werden kann. Da die Kapitan Dranitsyn aufgrund des festen Meereises mehr Treibstoff verbraucht hat als erwartet, wird der Eisbrecher Admiral Makarov voraussichtlich am 3. März von Murmansk aus der Kapitan Dranitsyn entgegenfahren, um sie im arktischen Meereis zu betanken.

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Participants of MOSAIC expedition leg2 and leg3 walking towards Polartstern Austausch auf dem Eis (Foto: Michael Gutsche)

Der Austausch von Crew und Material findet zu Fuß, mit Schneemobilen und mit großen Pistenraupen statt, die schwere Schlitten ziehen. Auf Polarstern und im Eiscamp werden die neuen Expeditionsteilnehmer von ihren Vorgängern in die verschiedenen Arbeiten eingewiesen. Insbesondere auf dem Eis ist dabei äußerste Vorsicht geboten, da die gefühlte Temperatur bei Wind derzeit bis zu minus 58 Grad Celsius beträgt. Aufgrund dieser extremen Temperaturen ist auch die Fahrtrinne der Kapitan Dranitsyn bereits am Tag nach dem Anlegemanöver so dick zugefroren, dass sie von den Forschern betreten werden konnte. Die Temperaturen stellen sich auch als Herausforderung für das Umladen von Proviant dar. So müssen zum Beispiel frische Lebensmittel in beheizten Containern transportiert werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht sagen, wie lange der Austausch von Crew und Fracht dauern wird, weil auch die Kräne der Schiffe in der Kälte nur langsam arbeiten.

Fahrtleiter Prof. Christian Haas vom Alfred-Wegener-Institut zieht kurz vor seiner Rückreise Bilanz über den zweiten Expeditionsabschnitt. „In den vergangenen Monaten haben wir den Winter am Nordpol kontinuierlicher und präziser beobachten können als es jemals vorher möglich war. Die Eisdicke hat sich seit Dezember verdoppelt auf durchschnittlich 160 Zentimeter, was einer Wachstumsrate von ca. zehn Zentimetern pro Woche entspricht“, sagt der Meereisforscher.

Die Wissenschaftler konnten außerdem mit Hilfe von Helikopter-Laserscannermessungen, dem Schiffsradar sowie Bojen beobachten, wie sich das Eis deformierte und wie sich Rinnen öffneten und schlossen. Durch die Erwärmung des Arktischen Ozeans entstehen zunehmend kleinere und dünnere Schollen, die sich windgetrieben übereinander stapeln und so dicke Presseisrücken von bis zu vier Metern Höhe erzeugen. Da sie sehr tief in das Wasser hineinragen können, sind sie teilweise 20 bis 30 Meter dick. Dieses Phänomen wurde nun zur Herausforderung für den Versorgungseisbrecher.

Messungen auf dem Eis, an Bord und mit Ballonen ergaben dagegen, dass die Lufttemperatur in geringer Höhe über dem Eis viel niedriger ist als in 20 Metern Höhe. In den untersten zehn Metern können Temperaturunterschiede von mehr als 4 Grad Celsius herrschen, was unter anderem maßgeblich das Dickenwachstum des Eises beeinflusst. Tauchgänge mit den Unterwasserrobotern zeigten schließlich, wie sehr das Leben unter dem Eis auch in der Polarnacht weitergeht. „Nie zuvor konnten wir Zooplankton und Polardorsche hier oben zu dieser Jahreszeit so umfangreich erforschen. Im Februar haben wir sogar häufiger eine Robbe unter dem Eis beobachtet, die offenbar selbst kurz vor dem Nordpol ausreichend Nahrung findet. Auf dem Eis haben wir außerdem wieder einen Eisbären und mehrere Polarfüchse gesehen“, fasst Christian Haas die Beobachtungen zusammen.

Die Fahrtleitung für den dritten Expeditionsabschnitt wird in den nächsten Tagen an Prof. Torsten Kanzow vom Alfred-Wegener-Institut übergehen, der bereits am vergangenen Mittwoch per Helikopter zur Polarstern geflogen wurde. Diese Phase der Expedition wird unter anderem durch die Rückkehr des Sonnenlichts geprägt sein. Schon jetzt können die Wissenschaftler mehrere Stunden am Tag eine leichte Dämmerung wahrnehmen, die auch die Ladearbeiten erleichtert. Das Meereis wird in den kommenden Wochen noch kompakter, weshalb der nächste Austausch im April per Flugzeug stattfinden soll. Dazu wurde bereits mit Hilfe von Pistenraupen eine 900 Meter lange Landebahn auf dem Eis präpariert. Neben den Austauschflügen finden während des dritten Fahrtabschnitts auch wissenschaftliche Missionen mit den Forschungsflugzeugen Polar 5 und Polar 6 statt, die ihre Basis dann auf Spitzbergen haben und voraussichtlich auch zur weiterhin driftenden Polarstern starten werden.

Der zweite Expeditionsabschnitt in Zahlen

Vom 13. Dezember 2019 bis zum 27. Februar 2020 ist die Polarstern insgesamt 672 Kilometer mit der Transpolardrift vorangekommen, hat dabei allerdings aufgrund der Schleifen und Kringel der Drift nur eine Luftlinie von 406 Kilometern zurückgelegt.
Der Geschwindigkeitsrekord während dieser Zeit war am 1. Februar 2020 mit 1,7 Stundenkilometern.
Die Expedition ist auf eine Distanz von 156 Kilometer an den Nordpol herangekommen.
Mit Hilfe einer Pistenraupe haben Techniker eine 900 Meter lange Landebahn angelegt.
Die Lufttemperatur fiel am 1. Februar von für diese Jahreszeit ungewöhnlich warmen minus 11,4 Grad auf minus 38,2 Grad Celsius. Das ist der stärkste beobachtete Kaltlufteinbruch während des Fahrtabschnitts.
Die Expeditionsteilnehmer haben auf dem zweiten Abschnitt 8100 Eier, 1360 kg Kartoffeln und 86 Gläser Nutella verspeist. Natürlich beschränkten sich die Mahlzeiten aber nicht allein darauf.
Die längste Exkursion war eine Skitour zur Wartung einer autonomen Messstation, die etwa 10 Kilometer von der Polarstern entfernt ist. Diese Exkursion wurde in kompletter Dunkelheit durchgeführt.
Nur 1 Eisbär wurde auf diesem Abschnitt gesichtet – und zwar nachts, mit einer automatischen Kamera, die zufällig ein Bild von ihm gemacht hat, als er die Geräte an der Fernerkundungsstation beschnüffelte.
Wegen Nebel und eines starken Schneesturms mussten die Arbeiten auf dem Eis an 3 Tagen unterbrochen werden.
34,3 Terabyte Daten haben die Wissenschaftler gesammelt.
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Re: «Polarstern» Zwei Rekorde am Nordpol - update

Beitragvon UliS » Fr 13. Mär 2020, 12:18

Coronavirus trifft MOSAiC-Expedition - Quelle

Teilnehmer an Messflügen positiv getestet – vor dem Aufbruch in die Arktis

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Die Polarstern und ihre Crew sind bisher nicht vom Coronavirus betroffen – wohl aber ein Teilnehmer der begleitenden Messflug-Kampagne. © AWI/ Michael Gutsche

Quarantäne für MOSAiC-Forscher: In Bremerhaven ist ein Team-Mitglied der Arktis-Expedition MOSAiC positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er sollte heute nach Spitzbergen aufbrechen, um von dort aus Messflüge in die Arktis zu unternehmen. In einigen Wochen sollten sie auch an dem im Eis eingefrorenen Forschungsschiff Polarstern zwischenlanden. Jetzt müssen er und seine 20 Teamkollegen erst einmal in Quarantäne.

Es ist die größte Arktis-Expedition aller Zeiten: Ein Jahr lang driftet der Forschungseisbrecher Polarstern mit gut hundert Wissenschaftlern an Bord durch die zentrale Arktis – eingefroren im Polareis. Seit Beginn der MOSAiC-Expedition im Herbst 2019 hat das Schiff bereits einen Nord-Rekord erreicht und erfolgreich zwei Schichtwechsel der Crew absolviert.

Während im Arktiseis die Forschung weitergeht, bereiten sich in Bremerhaven und in anderen an der Expedition beteiligten Forschungseinrichtungen schon die Teilnehmer des nächsten Driftabschnitts auf ihren Einsatz vor. Dazu gehören auch Forscher, die begleitende Messflüge durch die zentrale Artis durchführen sollen.

In Südtirol angesteckt

Einen dieser Wissenschaftler hat es jetzt erwischt: Der aus Bayern stammende Mann wurde positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet – er hat sich mit dem Erreger infiziert. Laut einer Mitteilung der Behörden hatte sich der Mann bereits Tage zuvor in Südtirol mit dem Coronavirus angesteckt, bei seinem Aufenthalt in Bremerhaven war die Infektion bereits am Abklingen. Symptome hatte er keine. Inzwischen wurden auch Kontaktpersonen getestet, waren aber negativ.

Der Mann gehört zu einem rund 20-köpfigen Team, das am 5.März am Alfred-Wegener-Institut (AWI) auf den Einsatz bei der MOSAiC-Flugkampagne vorbereitet wurde. Ursprünglich sollten der Betroffene und seine Kollegen am 12. März 2020 nach Spitzbergen aufbrechen, um von dort aus mit zwei Forschungsflugzeugen Messflüge über die zentrale Arktis durchzuführen. In einigen Wochen sollten die Flugzeuge auch zur Polarstern fliegen und dort zwischenlanden.

Tests und Quarantäne für alle

Nach dem ersten Coronavirus-Fall werden nun alle Teilnehmer des Lehrgangs am AWI für zwei Wochen in Quarantäne geschickt. Der Aufbruch in die Arktis verschiebt sich entsprechend. „Nach eingehender Beratung mit den Gesundheitsbehörden und logistischer Beurteilung der Lage sind wir zu dem Schluss gekommen, den Start der MOSAiC-Flugkampagne aufgrund der am Freitag festgestellten Infektion eines Teilnehmers mit Covid-19 zu verschieben“, teilte das Institut mit.

Wegen der Coronavirus-Epidemie werden alle künftigen Teilnehmer an der MOSAiC-Expedition inzwischen vor Abflug in die Arktis auf das Virus getestet. Denn sollte die Infektion das im Eis isolierte Forschungsschiff Polarstern erreichen, gäbe es dort kaum Möglichketen, schwer Erkrankte angemessen zu versorgen. Zudem könnte sich das Virus – ähnlich wie zuvor schon auf Kreuzfahrtschiffen – an Bord schnell ausbreiten.

Expedition vorerst nicht gefährdet

Forschungsleiter Marcus Rex vom AWI ist jedoch zuversichtlich, dass die strengen Schutzmaßnahmen das Team in der Arktis so gut wie möglich vor einer Einschleppung des Virus schützen. Die rechtzeitige Identifizierung des Covid-Falls unter den Teilnehmern zeigt seiner Ansicht nach, dass die Maßnahmen greifen. Allerdings: „Das Risiko ist nicht Null „, räumt auch Rex ein.

Doch was bedeutet dies für den Fortgang der MOSAiC-Expedition? Bisher sei dies noch kein größeres Problem, erklärte Ko-Koordinator Matthew Shupe von der University of Colorado gegenüber „Nature News“. Die Messflüge werden um zwei Wochen verschoben, nach absolvierter Quarantäne können alle nicht infizierten Teilnehmer nach Spitzbergen fliegen.

Aber sollte es weitere Verzögerungen oder Covid-Fälle unter den künftigen Teilnehmern geben, könnte das Zeitfenster für die Flugmission so eng werden, dass nicht mehr alle Messflüge durchgeführt werden können. „Diese Ereignisse machen das Ganze schon komplizierter“, so Shupe.

Quelle: Alfred Wegener Institut, Nature News, Stadt Bremerhaven
12. März 2020

- Nadja Podbregar
UliS
 
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Re: «Polarstern» Coronavirus trifft MOSAiC-Expedition - upda

Beitragvon UliS » Fr 27. Mär 2020, 00:28

Arktisexpedition "Polarstern"-Forscher sitzen wegen Corona am Nordpol fest - Quelle

Sie waren für alle Notfälle gewappnet - aber nicht für eine Pandemie. Das Einreiseverbot nach Norwegen und ein Corona-Fall in der Crew verkompliziert die Nordpolexpedition des Alfred-Wegener-Instituts.
26.03.2020

Die derzeitige Mannschaft muss auf der "Polarstern" länger ausharren als geplant

Eigentlich wollten die Forscher der einjährigen Nordpolexpedition an Bord der "Polarstern" in ein paar Tagen Halbzeit feiern. Seit sechs Monaten ist das Bremerhavener Forschungsschiff bereits unterwegs, um sich in der zentralen Arktis einfrieren zu lassen.

Doch die Folgen der Corona-Pandemie reichen sogar bis dorthin. "Wir haben Pläne für vieles in den Schubladen", betont der Leiter der einjährigen "Mosaic"-Expedition, Markus Rex, "aber nicht für eine weltweite Pandemie dieses Ausmaßes. Das konnte niemand vorhersehen."

Statt Halbzeit-Feiern gibt es auf der "Polarstern" nun lange Gesichter, weil die Forscher länger auf dem Schiff bleiben müssen als zunächst geplant. Während der einjährigen Drift im Eis sollten eigentlich alle zwei Monate die je hundert Forscher an Bord ausgetauscht werden.

Doch nun machen Ein- und Ausreisegenehmigungen sowie Quarantänevorschriften den Wissenschaftlern einen Strich durch die Rechnung: Niemand darf mehr nach Norwegen einreisen. Die Wissenschaftler haben von ihren Instituten Reiseverbote bekommen.

Auch Expeditionsleiter Rex sollte nach den ursprünglichen Plänen schon längst wieder an Bord sein. Beim ersten "Mosaic"-Fahrtabschnitt war er bereits dabei, nun wollte er seine zweite Reise zur Vermessung von Atmosphäre und Meereis nutzen. Doch die Kampagne musste ausgesetzt werden, weil ein Teilnehmer positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Nun sitzt Rex in selbstauferlegter häuslicher Quarantäne. Er wolle kein Risiko eingehen, sagt er.

Ein Krisen-Coach für die "Polarstern"-Crew

Schon der letzte Wechsel der "Polarstern"-Besatzung verzögerte sich um zwei Wochen, weil das Versorgungsschiff mit dem neuen Personal nur sehr langsam durch das dichte Eis vorankam. Für den nächsten Austausch sollten deshalb Flugzeuge eingesetzt werden. Auf der riesigen Eisscholle, mit der die "Polarstern" driftet, wurde dazu eigens eine Landebahn präpariert.

"Wir sind mit unseren Partnern in Diskussion, wie wir den nächsten Austausch hinbekommen", sagt Rex. Dieser werde "sehr wahrscheinlich im Mai" sein. "Wenn wir eine sichere Lösung gefunden haben, die von allen Behörden genehmigt ist, werden wir sie mitteilen." Klar ist: Bevor die neue Crew auf das Schiff kommt, werde sie zwei Mal auf das Virus Sars-CoV-2 getestet.

Die derzeitige Mannschaft auf dem Forschungsschiff sei indes nicht in Gefahr. "Sie ist gut mit Lebensmitteln und Treibstoff versorgt", betont Rex. Dass sie nun wesentlich länger als geplant an Bord bleiben muss, nehme jeder Teilnehmer anders auf. "Natürlich gibt es auch welche, die darunter leiden und gern bei ihren Familien wären." Deshalb werden Satellitentelefongespräche mit einem Coach angeboten, der sich auf Krisenbewältigung spezialisiert habe. "Bisher sehe ich aber nicht, dass das nötig ist", so Rex.

Den Forschern müsse überhaupt erst einmal das dramatische Ausmaß der Corona-Pandemie verdeutlicht werden. "Sie können ja nicht im Internet surfen, dafür reicht die Bandbreite nicht." Täglich bekämen sie zwar kurze Zusammenfassungen der Nachrichten. Außerdem stünden sie per E-Mail oder WhatsApp in Kontakt mit ihren Familien. Aber die manchmal sich stündlich überschlagenden Nachrichten bekomme die Mannschaft in der Arktis nicht mit.

Die Crew habe zurzeit ihre ganz eigenen Probleme. "Es gibt eine hohe Eisdynamik, immer wieder entstehen Risse auf der Scholle, und Instrumente drohen zu versinken." Dementsprechend hätten die Forscher alle Hände voll zu tun, so Rex. "Das Leben an Bord geht weiter wie eh und je."

Trotz aller Komplikationen denkt auch der Expeditionsleiter nicht ans Aufgeben: "Wir gehen weiterhin davon aus, dass die 'Polarstern' wie geplant am 12. Oktober nach Bremerhaven zurückkehren wird. Aus derzeitiger Sicht wird die Corona-Pandemie nicht zu einem frühzeitigen Abbruch der Expedition führen."
sug/dpa
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Re: Polarstern-Forscher sitzen wg Corona am Nordpol fest up

Beitragvon Eva » Fr 27. Mär 2020, 10:19

Man kann einfach nicht auf ALLES vorbereitet sein! Hauptsache auch ihnen gehen weder Toilettenpapier noch Nudeln aus :wink:
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Re: Polarstern-Forscher sitzen wg Corona am Nordpol fest up

Beitragvon UliS » Fr 24. Apr 2020, 19:56

MOSAiC-Expedition
Alternativplan für Polarstern-Versorgung steht

MOSAiC-Expedition wird trotz Corona-Pandemie dank Unterstützung der deutschen Forschungsschiffe Merian und Sonne fortgesetzt. Das neue MOSAiC-Team startet im Mai von Bremerhaven aus.
[24. April 2020]

Die MOSAiC-Expedition kann trotz der aktuellen Herausforderungen weitergehen. Nach den durch die Corona-Pandemie bedingten internationalen Grenzschließungen musste ein Team-Austausch verschoben werden. Dank neuer Alternativpläne unterstützt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und den Betreibern der deutschen Forschungsflotte und großem Einsatz des aktuellen Expeditionsteams an Bord kann MOSAiC fortgesetzt werden. Die Zwischenbilanz des Projekts zeigt: Die wertvollen Daten der kommenden Monate sind unverzichtbar für die Wissenschaft.

Nach einer erfolgreichen ersten Hälfte der mehr als einjährigen Drift durch das Nordpolarmeer wird die internationale MOSAiC-Expedition durch die Corona-Pandemie vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Die massiven Einschränkungen des weltweiten Verkehrs verhinderten den dritten Austausch des Expeditionsteams, der ursprünglich für Anfang April als Flugzeug-Transfer geplant war und über die von den norwegischen Behörden wegen der Pandemie gesperrte Inselgruppe Spitzbergen stattfinden sollte. Da aus diesem Grund auch für Versorgungsfahrten vorgesehene internationale Eisbrecher derzeit keinen Personaltransfer durchführen können, hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) zusammen mit der MOSAiC-Projektleitung, den Zuwendungsgebern und der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe der Universität Hamburg innerhalb weniger Wochen einen komplett neuen Alternativplan entwickelt:

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MERIAN im Eis MERIAN im Eis (Foto: Universität Hamburg/LDF/K. v. Bröckel)

Der kommende Austausch erfolgt mit den beiden deutschen Forschungsschiffen Sonne und Maria S. Merian von Bremerhaven aus. Die Schiffe sind in Folge der weltweiten Pandemie-Maßnahmen gerade nach Deutschland zurückgekehrt. Die Polarstern wird sich mit den beiden Schiffen in ruhigen Gewässern um Spitzbergen für einen vollständigen Teamwechsel von etwa 100 Personen sowie Austausch von Fracht und Versorgungsgütern treffen. Anschließend wird die Polarstern mit ihrem neuen Team wieder ins Eis fahren und die Expedition im Arktischen Ozean fortführen.

Expeditionsleiter Prof. Markus Rex vom AWI sagt dazu: „Die Expedition war mit zahlreichen Alternativplänen in der Schublade auf fast alle denkbaren Szenarien vorbereitet. Doch die Pandemie machte es erforderlich, ein komplexes Alternativszenario für gänzlich neue, so noch nie dagewesene und ungeahnte Bedingungen zu entwickeln. Dafür danken wir der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesforschungsministerium. Es war zudem durch den immensen Einsatz des Teams und die große Bereitschaft der Expeditionsteilnehmenden möglich, auch unter den aktuellen Bedingungen zwei Monate länger als geplant Klimaforschung im arktischen Eis zu betreiben. Die Fortsetzung der Expedition konnte dadurch unter äußerst widrigen Umständen gerettet werden.“

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On 22 April 2020 seven MOSAiC participants were flown out with a Twin Otter. Their personal circumstances made it impossible for them to stay for the longer duration of leg 3. Twin Otter im MOSAiC Camp (Foto: Christian R. Rohleder)

Der neue Austauschplan wird von umfangreichen Sicherheitskonzepten in enger Abstimmung mit den zuständigen Gesundheitsbehörden begleitet. Ab Anfang Mai werden die Teilnehmer des nächsten Expeditionsabschnitts in Deutschland in eine kontrollierte Quarantäne gehen und währenddessen mehrfach auf Corona getestet. Aufgrund der Verzögerung des Austauschs werden während der Expedition insgesamt nur vier statt fünf Austausche stattfinden, was sich aber nicht auf die Gesamtdauer von MOSAiC auswirken wird. Das geplante Ende der Expedition ist weiterhin der 12. Oktober 2020.

Prof. Torsten Kanzow vom AWI ist derzeit Fahrtleiter auf Polarstern und berichtet dazu: „Viele Leute haben Familien und versuchen selbstverständlich, mit ihren Lieben zuhause per Satellitentelefon und E-Mail in möglichst engem Kontakt zu bleiben. Als Fahrtleiter sammle ich zusätzlich die Nöte und Anliegen der Menschen an Bord und trage sie weiter an die Projekt-Koordination und das AWI. So haben wir ein Stück Sicherheit in der Planung zurückgewonnen.“ Zudem konnten am 22. April sieben Teilnehmer per Twin Otter ausgeflogen werden, bei denen die persönlichen Umstände keine Wahl für eine verlängerte Teilnahme ließen. Es freue ihn zu sehen, dass trotz der aktuellen Herausforderungen und mancher Sorgen der Teilnehmenden die Forschungsaufgaben im Eis mit großem Engagement weitergingen – seit dem 31. März zudem im Dauerlicht des Polartags, so Torsten Kanzow.

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Ocean City mit der Polarstern im Hintergrund Ocean City (Foto: Michael Gutsche)

Während der letzten Monate ist die Polarstern mit der Drift innerhalb des prognostizierten Korridors zügig vorangekommen, sodass sie sich bereits zwischen dem Nordpol und der Framstraße und damit relativ weit südlich befindet. Für die anstehenden Logistikoperationen ist diese Position von Vorteil. Bis zur Rückkehr der Polarstern messen nun einige Geräte autonom weiter, andere werden rückgebaut.

Je nachdem wie die Drift weiter verläuft, wird das Forschungscamp anschließend eventuell weiter in Richtung Nordpol verlegt. Ein möglicher Abbau und das Verlegen des Eiscamps waren stets Teil der Planungsszenarien für den Fall, dass die Drift schnell verläuft. Das hätte nur geringe Auswirkungen auf den Zeitplan der Expedition. „Driften wir zu weit nach Süden, wird das Eiscamp wieder nach Norden verlegt und die Messungen werden dort weitergeführt, wo die zentrale Arktis auch im Sommer mit Eis bedeckt ist“, so Rex. „Die enorme Datenfülle, die wir während der letzten sieben Monate geerntet haben, begeistert uns. Trotz der gegenwärtigen Widrigkeiten hoffen wir, die Expedition über den gesamten Zyklus eines Jahres fortzusetzen und wie geplant im Oktober zum Abschluss zu bringen.“
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„Sonne“ macht sich auf in die Kälte der Arktis - update

Beitragvon UliS » Do 30. Apr 2020, 10:17

Mittwoch, 29.04.2020
„Sonne“ macht sich auf in die Kälte der Arktis

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Herausforderung: Kapitän Nils Aden aus Barßel fährt mit der „Sonne“ in die Arktis, damit das Forschungsteam auf der „Polarstern“ ausgetauscht werden kann. Foto: C. Passmann
Von Hans Passmann

Barßel. In besonderer Mission wird Mitte Mai Kapitän Nils Aden aus Barßel unterwegs sein. Er ist der erste Offizier auf dem modernsten Forschungsschiff der Welt, der „Sonne“, die auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut und 2014 in Wilhelmshaven in Dienst gestellt wurde. Mit der „Sonne“ macht sich Aden auf den Weg zur Insel Spitzbergen. An Bord neben der Besatzung das rund 100-köpfige Expeditionsteam, das das derzeitige Personal auf dem Forschungsschiff „Polarstern“ ablösen wird.

Das aktuelle Expeditionsteam sitzt an Bord der „Polarstern“ aufgrund der Corona-Pandemie derzeit im Eis der Arktis fest und der geplante Team-Austausch des dritten Teams musste verschoben werden. Mehr dazu lesen Sie in der Ausgabe vom 30. April – entweder frisch gedruckt oder ab 1 Uhr online als ePaper oder schon ab sofort und exklusiv in der MT-App.
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Re: „Sonne“ macht sich auf in die Kälte der Arktis - upd

Beitragvon UliS » Do 30. Apr 2020, 16:53

Die Maria S. Merian ist ein in Rostock beheimatetes Forschungsschiff im Eigentum des Landes Mecklenburg-Vorpommern, das vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde betreut wird.
Die Maria S. Merian zeichnet sich gegenüber anderen Forschungsschiffen vor allem durch ihre Eisrandfähigkeit aus. Seit ihrer Indienststellung am 9. Februar 2006 ermöglicht sie Forschern daher nicht nur Fahrten auf dem Mittelmeer und dem Nordatlantik, sondern auch auf dem subpolaren Nordmeer. Benannt wurde das Forschungsschiff nach Maria Sibylla Merian, der Begründerin der deutschen Entomologie, die Ende des 17. Jahrhunderts als erste Frau Forschungsreisen größeren Ausmaßes mit dem Schiff unternahm.
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„Back to the Future“ - update

Beitragvon UliS » Di 12. Mai 2020, 16:29

„Back to the Future“

Meeresbiologin und AWI-Diektorin Antje Boetius im Interview
Von Jennifer Fahrenholz -
11. Mai 2020 - Quelle

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Foto: Alfred-Wegener-Institut/ Kerstin Rolfes

Die MOSAiC-Expedition (Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate) ist die bisher größte Arktisexpedition und für ein Jahr angelegt. Der Forschungseisbrecher „Polarstern“ des Alfred Wegner Instituts (AWI) ist das zentrale Expeditionsschiff. Am 6. Oktober ließ es sich fest im Meereis an einer Scholle einfrieren, um auf diese Weise mehr über die Drift des Meereises erfahren zu können und dadurch Rückschlüsse auf das Klima ziehen zu können. Wir befragten Antje Boetius (53), Meeresbiologin und Leiterin des AWI, zur Halbzeit des Experiments, ersten Erkenntnissen, Problemen und den Klimaschutz.

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Foto: Alfred-Wegener-Institut/ Martin Schiller

Derzeit ist bei der MOSAiC-Expedition in etwa Halbzeit. Ist bisher alles so abgelaufen wie Sie es sich vorgestellt haben?

Antje Boetius: Obwohl schon einige Herausforderungen gemeistert werden mussten, blicken wir auf eine erfolgreiche erste Hälfte zurück. Zu Beginn der Expedition wurde nach einer kurzen, aber intensiven Suche eine geeignete Eisscholle gefunden, die bis jetzt stabil genug für ein komplexes Forschungscamp war. Aber auch auf dieser Scholle ist das Eis in ständiger Bewegung. Das wirkt sich immer wieder auf das Forschungscamp aus, und einige Messstationen mussten wir schon häufiger verlegen und neu aufbauen. Gleichzeitig ist gerade diese Eissituation charakteristisch für die neue Arktis und damit sind die Beobachtungen für unsere Forschung sehr wichtig. Das arktische Meereis hat sich in den vergangenen zehn Jahren stark verändert. Wir wollen herausfinden, wie sich die Veränderungen auf unser Klima auswirken. Bei den Versorgungsfahrten mussten wir dann auch mehrere Anpassungen vornehmen. Ein Austausch hat sich zunächst aufgrund der schwierigen Wetter- und Eisbedingungen verzögert. Und dann kam Corona – es ist enorm schwierig, da noch eine Crew von 100 Leuten auszutauschen, doch gerade haben wir eine Lösung gefunden. Die deutschen Forschungsschiffe „Sonne“ und „Merian“ helfen – sie mussten zurückkommen, weil die internationalen Expeditionen nicht mehr möglich sind. Auch wenn wir nicht mit Einschränkungen von diesem Ausmaß gerechnet hatten, war uns jedoch von Anfang an klar, dass wir bei einer Expedition wie MOSAiC viele Alternativpläne für verschiedene Herausforderungen brauchen.

Welche Änderungen gab es durch Corona?

Die Pandemie bedeutet mit ihren massiven Einschränkungen der weltweiten Reisen, Logistik und Infrastruktur auch für die MOSAiC-Expedition enorme Herausforderungen. Ursprünglich war der nächste Team-Austausch für Anfang April per Flugzeug von Spitzbergen aus geplant. Die Inselgruppe ist allerdings von den norwegischen Behörden zum Schutz gegen die Pandemie abgeriegelt worden. Weitere für Versorgungsfahrten vorgesehene Eisbrecher unserer internationalen Partner dürfen aus dem gleichen Grund derzeit keinen Personentransfer durchführen. Auch wenn unser Team nun länger an Bord der „Polarstern“ ist als geplant: Die Versorgungslage mit Nahrung und Treibstoff ist ausreichend. Auch der Expeditionsbetrieb wird vor Ort durch das erfahrene Team fortgesetzt. Dennoch ist die Belastung an Bord hoch, denn sie sorgen sich um ihre Familien an Land. Daher haben wir gemeinsam eine Deadline für die Rückkehr der Teilnehmenden des dritten Abschnitts Anfang Juni gesetzt.
Eigentlich wurden die Wissenschaftler alle paar Wochen ausgewechselt, einige mussten zuletzt länger als geplant an Bord bleiben.

Warum ist die Expedition überhaupt in so viele kleine Abschnitte unterteilt?

Auf der „Polarstern“ gibt es nur Platz für circa 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Mit der Unterteilung in mehrere Fahrtabschnitte können wir es also viel mehr Leuten ermöglichen, in der zentralen Arktis zu forschen. Es ist ja eine große internationale Mission mit vielen verschiedenen Aufgaben. Manche Messungen werden durchgehend gemacht, andere sind bestimmte Prozessbeobachtungen zu bestimmten Jahreszeiten, für die man verschiedene Experten und Geräte vor Ort haben muss. Außerdem braucht auch das Schiff Versorgung– nicht nur mit Proviant, sondern auch mit Treibstoff. Die Abschnitte dauern übrigens nicht nur wenige Wochen, sondern mit An- und Abreise über drei Monate, im aktuellen Fall sogar noch länger. Das ist schon eine Herausforderung für Wissenschaftler und auch die Seeleute.

Gibt es schon erste Erkenntnisse?

Auf den ersten beiden Expeditionsabschnitten haben wir bereits über 55 Terabyte Daten gewonnen – aus einer Region, die im Winter bisher noch so gut wie unbekannt aber gleichzeitig das Epizentrum des Klimawandels ist. Wir haben die zentrale Arktis in den vergangenen Monaten präziser erforscht als je zuvor. Es wird allerdings noch eine ganze Weile dauern, diese vielen Puzzlestücke zusammenzufügen. Viele der Proben können erst in den Laboren zu Hause aufgearbeitet werden. Aber wir haben schon einiges von den Beobachtungen in der App und den Blogs berichtet: Es herrscht eine ungeheure Dynamik in Wetter und Eis, zu Beginn und Ende des Winters gibt es riesige Temperatursprünge. Die Forschenden haben viel gelernt über die Aktivität von Lebewesen auf, in und unter dem Eis – gerade ist nach einer langen Pause der erste Eisbär aufgetaucht. Der Koordinator hat zudem gerade in der internationalen Presse von dem gigantischen Ozonschwund berichtet, der sich in der Arktis durch die besondere Großwetterlage aufgetan hat.

Die „Polarstern“ scheint deutlich weiter als eigentlich geplant. Woran liegt das?

Die Drift erfolgt bislang im vorhergesagten Driftkorridor. Seit etwa der Jahreswende ist die Bewegung entlang dieses Driftkorridors jedoch schneller als im Durchschnitt der letzten 15 Jahre. Die „Polarstern“ ist daher entlang ihrer Expeditionsroute schon weiter, als es zu diesem Zeitpunkt erwartet worden war. Der Grund für die schnellere Drift ist wahrscheinlich eine Anomalie im großskaligen Wettergeschehen der Nordhemisphäre. Andere Auswirkungen der gleichen Anomalie haben wir auch hier in Deutschland erlebt: Sie bescherte uns einen sehr warmen, stürmischen und niederschlagsreichen Winter. In der zentralen Arktis führte sie zu vorherrschenden Winden, die die Drift nach Westen beschleunigt haben. Das gute Vorankommen der „Polarstern“ vereinfacht die anstehenden Logistikoperationen zur Versorgung und zum Austausch der Expeditionsteilnehmer. Es kann aber auch dazu führen, dass das Eiscamp noch nach Norden verlegt wird – das wird gerade in Zusammenhang mit dem nächsten Austausch der Teams besprochen.

Wie schwer ist es eigentlich, ein Projekt dieser Größe mit so vielen unterschiedlichen Wissenschaftlern aus so vielen Nationen und mit unterschiedlichen Erwartungen auf die Beine zu stellen – und dabei allen gerecht zu werden?

Von der ersten Idee bis zum Start der Expedition hat es fast ein Jahrzehnt gedauert. Atmosphärenforscher aus Potsdam hatten mit ihren internationalen Kollegen früh darauf hingewiesen, dass es kaum Daten aus dem arktischen Winter gibt. Das Alfred-Wegener-Institut und das BMBF haben damals früh die Bereitschaft gezeigt, dieses Großprojekt voranzubringen und die Leitung dafür zu übernehmen. Doch ohne die internationale Zusammenarbeit wäre MOSAiC nicht möglich gewesen. Es kommen zum Beispiel mehrere Eisbrecher von internationalen Partnern für die Versorgungsfahrten zum Einsatz. Wir haben außerdem durch unsere jahrzehntelange internationale Zusammenarbeit Kooperationen mit so vielen Ländern aufgebaut, dass wir in der Lage waren, ein hervorragendes Team mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 20 Nationen zusammenzustellen. MOSAiC lebt von seinem Teamgeist. Niemand forscht auf der Eisscholle für sich allein, sondern wir wollen mit den fünf wissenschaftlichen Bereichen Atmosphäre, Ozean, Meereis, Ökosystem und Biogeochemie gerade die Zusammenhänge im arktischen Klimasystem erforschen. Dafür ist die einjährige Drift durch das Nordpolarmeer eine einmalige Chance, die wir gemeinsam nutzen. Ich bin begeistert davon, wie wir in diesen Zeiten immer noch von dem internationalen Teamgeist in der Forschung profitieren, welche Kräfte in der Zusammenarbeit stecken.

Im Rahmen der Corona-Pandemie hören die Politiker sehr genau auf die Virologen. Würden Sie sich wünschen, dass das auch im Fall der Klimaforschung der Fall wäre?

Zugehört wird uns ja, aber in der politischen Umsetzung scheinen mir die Probleme da nur begrenzt vergleichbar. Bei einer Pandemie geht es vor allem darum, schnell Abwehrmaßnahmen gegen exponenzielle Verbreitung des Virus hinzubekommen und mit der Infektion so umzugehen, dass die Gesundheitsversorgung, aber dann auch alle anderen Sektoren der Gesellschaft nicht zusammenbrechen. Da müssen die Virologen zunächst einmal die Ausbreitung monitoren sowie berichten und die Verhaltensmaßnahmen mit der Politik praktisch wöchentlich bis monatlich darauf abstimmen. Beim Klimaschutz ist es so, dass die Forschung zwar ebenso Zustand, Ziele und Schritte dahin überwacht und dazu berichtet sowie vor Risiken warnt, aber die Politik muss auf ganz anderen Zeitskalen planen und handeln. Denn es geht vor allem um den Umbau unserer Infrastruktur, wir brauchen ein anderes Energiesystem und daran gekoppelt andere Lösungen für Transport und Verkehr, Bau, industrielle Produktion. Hier kann die Regelung des individuellen Verhaltens leider nur wenig beitragen. Das sehen wir aktuell sehr gut: Auch wenn Fliegen und Reisen praktisch ganz zum Erliegen kommt und der Konsum um 20 Prozent einbricht, sparen wir nach aktuellen Schätzungen, wenn es hoch kommt und Corona andauert, nur sechs Prozent der CO2-Emissionen ein. Das reicht nicht. Die globale Gemeinschaft von Staaten und Industrie muss in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren treibhausneutrales Leben ermöglichen.

Reichen die Aktivitäten im Bereich Klima- und Naturschutz also nicht aus?

Leider ist das so – es ist dramatisch. Wir haben in den letzten zwei Jahren eine Reihe von Überprüfungen der national und international abgestimmten Ziele gehabt, und es ist leider so, dass sich in vielen Bereichen der Trend eher wieder verschlechtert. Wenn ich daran denke, was es bedeutet, dass mittlerweile jede achte Tier- und Pflanzenart bedroht ist, dann wird mir übel. Vielen Menschen und Nationen scheint immer noch nicht klar, dass auch davon Gesundheit, Gemeinwohl und die Frage von Tod oder Leben abhängt. Der Klimawandel trägt auch immer mehr zu Verlusten von Natur- und Artenvielfalt bei.

Was macht Ihnen Hoffnung für die Zukunft?

Ich habe etwas Hoffnung, dass die gelebte Krise der Corona-Pandemie zu einem Umdenken in der Rolle des Staates, der Politik und der Industrie wie aber auch der Frage von Gemeinsamkeit in der Bewältigung von Herausforderungen führt. Es scheint immer klarer, dass kaum jemand von einer Rückkehr in die alte, für Klima und Natur und damit auch uns Menschen verheerende Gegenwart ausgeht. Der Schlachtruf muss sein „Back to the Future“ – also eine Nach-Corona-Rückkehr zu einem zukunftsfähigen Leben, in eine Welt, die uns und unseren Nachkommen, aber auch der Natur gut tut.
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Re: „Back to the Future“ - update

Beitragvon UliS » Mo 18. Mai 2020, 15:08

Arktisexpedition:"Wir werden einer der wenigen coronafreien Orte der Welt sein"

Expedition in die Arktis: Corona-frei auf die Polarstern - Corona-frei auf Polarstern

Seit September 2019 ist der deutsche Forschungseisbrecher "Polarstern" im arktischen Eis unterwegs, angedockt an einer Eisscholle. Fast hätte Corona die Expedition beendet. Warum es jetzt trotzdem weitergehen kann.

Interview von Kai Strittmatter, Kopenhagen

Es ist die größte Arktisexpedition der Geschichte: Seit September 2019 ist der deutsche Forschungseisbrecher Polarstern im arktischen Eis unterwegs, angedockt an einer Eisscholle, mit der Wissenschaftler aus 17 Nationen sich am Nordpol vorübertreiben ließen. Ziel der Expedition: die Lücken in den bislang sehr ungenauen Klimamodellen zu schließen. Die Corona-Pandemie hätte nun um ein Haar den Abbruch der auf ein ganzes Jahr angelegten Expedition zur Halbzeit erzwungen: Der turnusmäßige Austausch des Teams an Bord im April war nicht mehr wie geplant mit Flugzeugen über das mittlerweile abgeriegelte Spitzbergen möglich.

In letzter Minute gelang ein Rettungsplan: Deutschland stellt die Forschungsschiffe Sonne und Maria S. Merian zur Verfügung. Sie werden an diesem Montag mit der Austauschmannschaft von Bremerhaven aus in See stechen, um dann vor Spitzbergen die Polarstern zu treffen, die sich dafür für drei Wochen vom Eis lösen muss. Die vergangenen beiden Wochen verbrachten deshalb 100 Wissenschaftler und Crewmitglieder aus aller Welt in Quarantäne im Hotel in Bremerhaven. Wie der Expeditionsleiter Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut das Warten erlebt hat.

SZ: Herr Rex, wie geht es Ihnen so kurz vor der Abfahrt?

Markus Rex: Ganz kurz vorab, ab 11 Uhr beginnt hier der dritte unserer Corona-Tests. Es könnte sein, dass es dann an der Türe klopft und mir ein Stäbchen in die Nase gerammt wird. Dann müssten wir unser Gespräch kurz unterbrechen.

Aber sicher ...

Wir sind jetzt im Expeditionsfieber. Es ist natürlich eine merkwürdige Situation. Nach dem Packen, nach dem Verabschieden von Freunden und Familien zu Hause ist man normalerweise auf See und unterwegs in die Polarregion. Da weht einem der Wind um die Nase, und das Schiff schaukelt. Jetzt sind wir, völlig ungewöhnlich, in so einem Zeitloch gefangen und sitzen im Hotel.

Wenn Sie dann von Montag an auf See sind, dann sind Sie vielleicht am einzigen wirklich coronafreien Ort der Welt.

Wenn der dritte Test jetzt auch bei allen negativ ausfällt, dann können wir mit großer Sicherheit sagen, dass keiner von uns das Virus trägt. Wir werden im Eis einer der wenigen coronafreien Orte der Welt sein. Wir können dann ohne Sorge gemeinsam arbeiten, wir können auch gemeinsam Partys feiern in der Arktis, ohne auf Abstand zu achten. Da geht's uns besser als den meisten Menschen anderswo.
Eisbrecher 'Polarstern'

Die "Polarstern". (Foto: Alfred-Wegener-Institut)

Wie geht es denn der Mannschaft auf der "Polarstern", die ja viel länger im Eis festsaß als eigentlich vorhergesehen?

Wir tauschen uns regelmäßig aus, über E-Mail oder aber auch über die immer wieder unterbrochene Satellitenleitung. Die Menschen auf dem Schiff, die sitzen da acht Wochen länger als eigentlich geplant, die haben sich dazu bereit erklärt, unter einigen Härten für die Leute, und nur das hat unseren Plan überhaupt möglich gemacht, die Expedition unter den Bedingungen der Corona-Pandemie weiterzuführen. Viele andere wissenschaftliche Projekte mussten abgesagt werden. Und auch bei uns war lange nicht klar, ob wir weitermachen können.

Sind die Leute erschöpft?

Expeditionen sind immer ein Marathon. Man muss da seine Kräfte einteilen, das hat auch das derzeitige Expeditionsteam gemacht. Da muss es immer wieder auch Zeiten zum Durchatmen geben. Gerade in dieser Phase jetzt aber ist das Team wieder intensiv beschäftigt. Wir haben eine sehr hohe Eisdynamik. Im Eis um die Polarstern herum haben sich viele neue Risse gebildet. Es mussten viele Instrumente auch überstürzt vom Eis geborgen werden. Das ist allerdings jetzt der Endspurt für das derzeitige Team, wir kommen nun und lösen sie ab.

Expeditionsleiter Markus Rex. (Foto: Alfred-Wegener-Institut)

Und wie verbrachten Sie Ihre Tage im Hotel?

Mein Arbeitsalltag hat mich in die Quarantäne begleitet. Es gab noch wahnsinnig viel zu organisieren und zu entscheiden, bis hin zur Frage, welche der Sachen, die wir auf dem Eis installiert hatten, denn jetzt noch geborgen werden müssen vor der Abfahrt der Polarstern und welche Instrumente dort verbleiben dürfen.

Und jetzt sind Sie überglücklich, dass es geklappt hat?

Ja! Mit Herausforderungen hatte ich immer gerechnet, aber nicht, dass sie aus dieser Richtung kommen würden. Dass mit einem Mal die Welt nicht mehr existiert, wie wir sie kennen. Eine Welt, in der man einfach mal aus den USA nach Deutschland fliegen kann. Es stand auf Messers Schneide, ob wir einen Plan finden. Alle haben sich Sorgen gemacht, ob sie überhaupt noch Gelegenheit haben werden, ihre Messungen in der Arktis fortzuführen. Bei mir aber ist die Erleichterung wohl besonders groß. Ich habe in diese Expedition viele Jahre meines Lebens investiert. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir das unter diesen schwierigen Bedingungen retten konnten.
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Re: Corona-frei auf die Polarstern - update

Beitragvon UliS » Mi 3. Jun 2020, 17:55

Leiter der Mosaic-Expedition im Interview
„Mit einer Pandemie hat niemand gerechnet“
Katharina Frohne 02.06.2020

Forscher des Alfred-Wegener-Institutes verbringen ein Jahr auf dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ am Nordpol. Der Leiter, Markus Rex, erklärt im Interview, für welche Schwierigkeiten das Coronavirus sorgt.

Bild
Professor Markus Rex an Bord der "Polarstern", die im September vergangenen Jahres zu einer 350-tägigen Expedition in die Arktis aufbrach. Durchgeführt wird die über elf Jahre geplante Forschungsfahrt vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut. (Esther Horvath)

Herr Rex, ein Jahr soll das Forschungsschiff „Polarstern“ durch die Arktis driften, um das dortige Klima und somit letztlich auch den Klimawandel besser zu verstehen. Die Planungen dauerten elf Jahre, trotzdem stand die Expedition vor wenigen Wochen – und nach sechs Monaten Fahrt – kurz vor dem Aus.

Markus Rex: Tatsächlich gehört es bei einem derart groß angelegten Vorhaben dazu, alle Eventualitäten mitzudenken. Vielen Problemen haben wir direkt vorgebeugt, indem wir Alternativszenarien entworfen haben. Hätte sich beispielsweise nicht wie geplant eine Landebahn auf dem Meereis errichten lassen, über die Flugzeuge unser Forschungscamp erreichen können, hätten wir das Schiff stattdessen mit Helikoptern angeflogen. Entsprechende Treibstoffvorräte haben wir vorab auf Spitzbergen und einer russischen Inselgruppe deponiert.

Welche Notfälle haben Sie noch mitgedacht?

Medizinische beispielsweise. Auf der „Polarstern“ gibt es einen kleinen OP-Saal, außerdem sind immer eine Krankenschwester und ein Arzt an Bord. Die Mediziner sind dabei Chirurgen, die vor ihrem Einsatz verschiedene Schulungen durchlaufen, um Krankheiten außerhalb ihres Spezialgebiets behandeln zu können. Zahnschmerzen zum Beispiel.

Wurden die Ärzte schon gebraucht?

In den ersten Wochen hat sich einer der Forscher ein Bein gebrochen, das an Bord geröntgt und eingegipst wurde. Kleinere Verletzungen müssen des Öfteren versorgt werden, ich selbst habe mir einen Finger geklemmt. Größere gab es auf dieser Expedition glücklicherweise noch nicht.
Sie waren also auf sehr vieles vorbereitet. Dann kam Corona.

Mit einer Pandemie, wie wir sie gerade erleben, hat niemand gerechnet. Natürlich nicht. Umso angespannter war die Stimmung im März, als die Lage sich täglich änderte. Kaum hatten wir einen Alternativplan entwickelt, war der schon wieder hinfällig.

Vor welchen Problemen genau standen Sie dabei?

Das Personal an Bord des Schiffes – Wissenschaftler und Besatzung aus aller Welt – werden im Laufe des Jahres mehrfach ausgetauscht, außerdem bringen Zubringerschiffe Lebensmittel und Treibstoff an Bord. Das hat auch mehrfach gut geklappt – aber jetzt konnten wegen der Corona-Pandemie weder Flieger noch Schiffe kommen. Die Flughäfen waren geschlossen, auch die schwedischen und chinesischen Eisbrecher durften nicht ablegen beziehungsweise in fremde Häfen einlaufen.

Stand die Option im Raum, die Forschungsfahrt abzubrechen?

Kurzzeitig haben wir befürchtet, dass wir keine andere Wahl haben werden, ja. Man muss ja auch bedenken: An dieser Expedition sind Menschen aus aller Herren Länder beteiligt. Die bei weltweiten Reisebeschränkungen alle an einen Ort zu bekommen, um sie gemeinsam an Bord der „Polarstern“ zu bringen, schien zwischenzeitlich beinahe unmöglich.

Und dann?

Haben wir alles darangesetzt, Lösungen zu finden, und zwar schnell. Dabei, alle Menschen nach Bremerhaven zu bringen, haben wir Hilfe der Bundespolizei und der deutschen Gesundheitsbehörden erhalten. Und dann wurden mit großartiger Unterstützung der Leitstelle deutscher Forschungsschiffe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Ministeriums für Bildung und Forschung sehr kurzfristig die zwei deutschen Forschungsschiffe „Maria S. Merian“ und „Sonne“ zur Verfügung gestellt. Normalerweise werden solche Einsätze mindestens zwei Jahre im Voraus geplant, diesmal reichten drei bis vier Wochen. Wir sind dankbar und sehr froh, dass das geklappt hat.
Gerade befinden Sie sich an Bord der „Maria S. Merian“ vor der Küste Spitzbergens und warten darauf, auf die „Polarstern“ wechseln zu können.

Mussten Sie sich zuvor in Quarantäne begeben?

Ja, alle etwa 100 Menschen, die jetzt das Schiff wechseln, haben eine strenge zweiwöchige Quarantäne hinter sich. Zusätzlich sind wir alle dreimal auf Covid-19 getestet worden.
Im Oktober hatte sich das Schiff im Packeis einfrieren lassen. Eigentlich sollte es diese Position erst im Spätsommer verlassen. Jetzt aber muss es den Zubringerschiffen ein ganzes Stück entgegenkommen. Wird das die Forschung beeinträchtigen?

Schön ist es natürlich nicht, dass wir viele unserer Messungen unterbrechen mussten. Andere ebenso wichtige Messreihen laufen allerdings autonom weiter. Ziel unserer Drift ist ja, die Klimaprozesse, die sich in der Arktis abspielen, über ein Jahr hinweg zu beobachten. Das ist wichtig, weil es diese Daten bislang nicht gibt. Wir brauchen sie aber, um unsere Klimamodelle genauer zu machen – und dadurch exaktere Prognosen über das arktische Klima, aber auch unseres treffen zu können. Jetzt fehlen uns einige Daten über wenige Wochen. Die Alternative wäre ein Abbruch der Expedition gewesen. Da ist diese vergleichsweise geringe Lücke zu verschmerzen.

Das Gespräch führte Katharina Frohne.

Zur Person Markus Rex

ist Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und Leiter der seit September 2019 laufenden Arktis-Expedition Mosaic. Der Polarforscher, Klimaforscher und Physiker untersucht unter anderem, wie sich das Klima in den Polargebieten verändert.
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