Arved Fuchs Expeditionen 2020

Moderatoren: UliS, Jochen

Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Mo 3. Aug 2020, 12:40

Arved Fuchs Expeditionen - Quelle

Die "Dagmar Aaen" hat auf ihrer Ocean Change Tour 2020 die Nordsee erreicht. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Thyborøn kam die Crew um Arved Fuchs im Hafen von Hvide Sande am Ringkøbing Fjord an. Dort stand die dortige Werft im Mittelpunkt des Interesses, schließlich schrieb die sich dort zur Restauration befindliche "Grönland" einst Geschichte ...

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01.08.2020 Hvide Sande

Nach einem Zwischenstopp in Thyborøn erreichen wir die Nordsee. Die 90 Seemeilen durch Limfjord waren eine interessante Erfahrung, doch jetzt freuen wir uns, wieder im offenen Wasser unterwegs zu sein. Das Wetter hat sich beruhigt, aber trotzdem haben wir viel Bewegung im Schiff. Mit Kurs Süd rollt die "Dagmar Aaen" kräftig in einer alten, aus West laufenden Dünung. Hier muss es in den letzten Tagen ordentlich geweht haben. In der Abendsonne motoren wir in den Südhafen von Hvide Sande. Auf diesem Ort am Ringkøbing Fjord sind Arved und ich besonders gespannt, denn hier wollen wir versuchen, zwei bekannte alte Schiffe zu sehen.

Nach einem kurzen Spaziergang betreten wir das picobello aufgeräumte Gelände der Hvide Sande Shipyard. Hier werden alle Arten von Wasserfahrzeugen repariert und gewartet. Wir haben allerdigs nur Augen für eine große graue Halle. Die Werft hat einen besonders guten Ruf in Sachen Holzschiffbau. Das wollen wir unbedingt aus der Nähe sehen. Freundlich werden wir von einem Werftmanager begrüßt und dann geht es hinein in das topmodern ausgestattete, gut 1500 Quadratmeter große Holzverarbeitungszentrum. Direkt vor uns stehen die beiden Objekte unseres Interesses.

Der Lotsenschoner "No. 5 Elbe" und die "Grönland". Auf Initiative von August Petermann unternahm Kapitän Carl Koldewey mit der "Grönland" 1868 die erste Deutsche Nordpolexpedition. Seit vielen Jahren gehört der kuttergetakelte Segelveteran zum Schifffahrtsmuseum Bremerhaven. Der Zahn der Zeit hat massiv an diesem historischen Dokument der Seefahrtsgeschichte genagt, deshalb wird es hier in Dänemark aufwändig restauriert.

Die obersten Eichenplanken sind demontiert und geben den Blick frei auf die massiven Spanten, die dicht an dicht für die Eistauglichkeit des Eichenrumpfes sorgten. Perfekt eingepasste neue Relingsstützen zeigen die Handwerkskunst, mit der in Hvide Sande gearbeitet wird. Gleich neben der "Grönland" steht die "No. 5 Elbe". Der alte Lotsenschoner aus Hamburg sorgte in Schifffahrtskreisen vor gut einem Jahr ungewollt für weltweite Schlagzeilen, als er auf der Elbe in eine Kollision verwickelt war und später sank. In einer aufwändigen Bergungsaktion wurde das Holzschiff gehoben und im Oktober 2019 als Fracht auf einem Küstenmotorschiff zur Hvide Sande Shipyard gebracht. Von den Schäden am leergeräumten Rumpf ist nichts mehr zu sehen. Noch in diesem Jahr soll der Lotsenschoner zurück nach Hamburg kommen und dann irgendwann wieder in Fahrt gehen.

Nach unserem Besuch auf der Werft in Hvide Sande können wir neue Crewmitglieder an Bord begrüßen. Mario und Arndt wollen die nächsten Tage mit uns segeln. Alex ist von Bord gegangen, weil er in seinem Job als Arzt gebraucht wird. Unser nächstes Ziel ist Esbjerg.

Matze
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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Di 4. Aug 2020, 17:58

Arved Fuchs Expeditionen - Quelle

Nachdem die Crew den Limfjord durchsegelt hat und der Werft im dänischen Hvide Sande einen Besuch abgestattet hat, wurde nach einem weiteren Zwischenstopp in Esbjerg Deutschlands nördlichste Insel angelaufen. Im kleinen Hafen von List auf Sylt ist die "Dagmar Aaen" eine echte Attraktion. Im Erlebniszentrum Naturgewalten Sylt in List stand schließlich der erste Höhepunkt der Reise an: Eine von Matze moderierte Podiumsdiskussion rund um die Thematik des Klimawandels.

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List

Den heutigen Logbucheintrag hat unser jüngstes Crewmitglied gestaltet. Frederieke - von uns allen nur Fredo genannt - fasst die Ereignisse der letzten Tage zusammen.

Wir segeln weiter von Esbjerg, dem Geburtsort der "Dagmar Aaen" an der dänischen Nordseeküste, Richtung Süden, der ersten großen Veranstaltung der diesjährigen "Ocean Change Tour" entgegen. Ein Vortrag soll stattfinden, mit anschließender Podiumsdiskussion in List auf Sylt.

Schon nach ca. 30 Seemeilen kommen die Dünen und weißen Sandstrände von Sylt in Sicht. Wir machen fest an einer baufälligen Pier nahe des Fähranlegers in List. Hier auf Deutschlands nördlichster Insel stoßen auch Bernhard und Peter zu unserer Crew dazu. Langsam legt sich der Abend über das Szenario. Die "Dagmar Aaen" ist eine richtige Attraktion im kleinen Hafen. Der Tidenhub lässt uns alle sechs Stunden an der Pier auf und ab steigen - ungewohnt, wenn man die letzten zwei Wochen die Ostsee als Vergleich hatte. Immer wieder kommen Besucher an die Kaimauer und schauen bei Niedrigwasser von weit oben auf unser Schiff.

Freundlich werden wir in Empfang genommen. Mal kommt Ronald Benck, der Bürgermeister von List zu Besuch, mal der Leiter des Erlebniszentrums Naturgewalten, Dr. Matthias Strasser mit seiner Tochter. Am nächsten Morgen werden die letzten Vorbereitungen für die bevorstehende Veranstaltung getroffen. Arved und Matze findet man im Vorschiff, oder in letzten Vorbereitungsgesprächen mit der Vizedirektorin des Alfred Wegener Instituts, Prof. Dr. Karen Wiltshire. In der Zwischenzeit kümmert der Rest der Crew sich um das Wohlergehen der "Dagmar Aaen". Es wird gelabsaalt, Webeleinen werden ausgetauscht, das Deck vom Salz der letzten Tage befreit un der Proviant neu aufgefüllt, es herrscht ein geschäftiges Treiben an Bord.

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Gegen 19 Uhr finden wir uns im Gebäude des Erlebniszentrums wieder. Arved beginnt mit einem ca. 30-minütigen Vortrag über seine Reiseerlebnisse, Erkenntnisse zum Klimawandel vor Ort und der aktuellen Situation an der Nordseeküste. Als Nächstes übernimmt Matze die Moderation einer Podiumsdiskussion. Beteiligt sind Arved, Prof. Dr. Peter Lemke (Alfred Wegener Institut), Prof. Dr. Karen Wiltshire (Vizedirektorin AWI) sowie der hiesige Bürgermeister Ronald Benck.

Zunächst geht es um die Auswirkungen des Klimawandels, welche schon jetzt deutlich spürbar auf der Insel sind. So berichtet der Bürgermeister von ungewöhnlich starken Stürmen, die die Insulaner miterlebten. Dazu erläutert Karen Wiltshire Veränderungen aus biologischer Sicht und deren Folgen für die Insel. Daran anknüpfend wird über bisherige und mögliche Maßnahmen zum Klimaschutz diskutiert. Zum Beispiel die Neubauprojekte der Stadt, welche klimaneutral realisiert werden sollen, der mögliche Einsatz von CO2-speicherndem Beton, sowie über den bereits entstandenen Klimadeich. Natürlich stehen auch Fragen zum Massentourismus sowie zur Pkw-Nutzung im Raum, die das einheimische Publikum besonders beschäftigen. Kontrovers werden Ideen diskutiert, die Insel Sylt klimaneutraler zu gestalten. Abschließend betont Karen Wiltshire, dass der Klimaschutz letztendlich in der Verantwortung jedes Einzelnen läge und mehr über das eigene Verhalten und den Konsum nachgedacht werden müsse.

Auch uns, die Crew, lassen viele der angesprochenen Themen im weiteren Abendverlauf nicht los, in kleiner Runde wird weiter diskutiert. Ich persönlich denke, es geht vielen Besuchern des Abends so wie mir. Das Thema "Klimawandel" darf uns nicht mehr kalt lassen.

Der Abend hat mich neugierig gemacht: Welchen Menschen werden wir noch begegnen, welche Meinung zum Thema werden sie haben und vor allem - mit welchen Auswirkungen haben die Bewohner des Wattenmeeres bereits zu kämpfen und welche Lösungsansätze gibt es bereits? Ich hoffe, all diesen Fragen können wir auch weiterhin auf den Grund gehen, um die Folgen des Klimawandels vor unserer Haustür mehr Menschen verdeutlichen zu können.

Fredo
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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Di 11. Aug 2020, 09:50

Arved Fuchs Expeditionen 07.08.2020

Eindrücke vom Segeln im Wattenmeer - sieht easy aus, dabei handelt es sich durchaus um ein anspruchsvolles Revier...

VIDEO: https://www.facebook.com/24824702852329 ... 8439583042
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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Di 11. Aug 2020, 10:00

Arved Fuchs Expeditionen 11.08.2020

Die Ocean Change Tour 2020 machte in den vergangenen Tagen einen Zwischenstopp auf der schönen Nordseeinsel Amrum. Neben Arbeiten am Schiff gab es auch Einblicke in die Veränderungen der Vogelwelt auf der Insel im Wattenmeer.

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06.08.2020 Amrum

Unseren Besuch auf der Geestinsel im Wattenmeer fassen Mario und Peter zusammen.

Am Donnerstag (6.8.2020) läuft die "Dagmar Aaen" in Amrum ein. Da unser Schiff mit seinen 2,5m Tiefgang nur schwierig durch die flachen Gewässer der Nordsee kommt, ist ein Einlaufen immer mit viel Planung und Bedacht verbunden.

Pünktlich mit dem Hochwasser machen wir im Hafen von Steenodde fest. Mit dem Anlegen auf Amrum klart der Himmel auf und der Sommer bergrüßt uns auf der Insel.

Herzlich werden wir von jugendlichen Insulanern willkommen geheißen, die sich freudig an der Pier und im Wasser vergnügen.

Wie so oft werden in der Crew Aufgaben verteilt, um sowohl die Dagmar als auch die Crew bei Laune zu halten. So gestaltet sich der Bordalltag mit all seinen Facetten... Lebensmittel besorgen und verstauen, sowie Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten stehen an. Unter anderem muss die Gaffel sowie andere Bereiche des Schiffes geschliffen und gestrichen werden. Nach dem Anlegen ist schließlich vor dem Auslaufen!

Zum Abendbrot wird gegrillt und der erste Abend auf Amrum zeigt sich in bester Sommerlaune. Am späteren Abend lernen wir Wilhelm, einen erfahrenen Insulaner, mit eigenem Plattbodenschiff, kennen. Mit Freude möchte er uns die Insel zeigen und die Geschichte Amrums näherbringen. Darüber hinaus bringt er uns fortan jeden Morgen Punkt 9 Uhr frische Brötchen - was für eine nette Geste!

Wir leihen für die folgenden Tage Fahrräder aus, um mit Wilhelm die Insel zu erkunden. Es werden Tagesausflüge einzelner unternommer, unter anderem zur Vogelkoje, in die Dünenlandschaft im Norden und Westen der Insel und zu den geschichtlichen Gräberstätten der alten Seefahrerfamilien und Kapitänen. Wilhelm ist ein wandelndes Lexikon - er weiß wirklich alles über die Insel.

Mit dem Plattbodenschiff von Wilhelm, der "Johanna von Amrum", fahren wir am späten Nachmittag Richtung Vogelschutzgebiet Amrum Odde. Während Wilhelm mit dem Boot auf uns wartet, paddeln wir mit dem Beiboot an Land und folgen der Einladung von Dieter Kalisch vom Verein Jordsand, der uns mit seinen Kollegem die regionale Vogelwelt erläutert und gewissen Veränderungen in der Natur erklärt. Im Gespräch erfahren wir u. a. die verschiedensten Auswirkungen der Klimaerwärmung im fein abgestimmten Ökosystem der Nordsee und seinen Bewohnern.

Es wird deutlich, wie sich die Lebensbedingungen der verschiedenen Vogelarten verändern. Dabei spielt nicht nur die Erwärmung der Nordsee eine große Rolle, sondern auch die Verschmutzung der Meere. So wird auch im Schutzgebiet Odde täglich der Strand und die Dünen von Müll befreit.

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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Do 20. Aug 2020, 10:48

Arved Fuchs Expeditionen - 12. August Quelle

Während des Aufenthaltes auf Amrum hat sich Arved Fuchs den Fragen der "Amrum News" gestellt.

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Arved Fuchs besucht Amrum …

Ralf Hoffmann 10. August 2020 Maritimes 4,284 Views

Die „Dagmar Aaen“ in Steenodde

In diesem Sommer bereist Arved Fuchs mit seinem Expeditionsschiff „Dagmar Aaen“ im Rahmen der „Ocean Change 2020“ Expedition die Nordfriesischen Inseln und Halligen. Arved Fuchs und seine Mannschaft suchen den Dialog mit den Bewohnern der Küstenregion, Touristen, Wissenschaftlern und Wirtschaftsfachleuten, um herauszufinden, wie die Leute vor Ort mit dem Klimawandel umgehen. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts rechnen die Experten mit einem Anstieg des Meeresspiegels um fast einen Meter. Was sagen die Menschen vor Ort zu diesem Scenario, was bedeutet dieses für die Halligen und Inseln.

Der Autor traf Arved Fuchs auf der Dagmar Aaen am Liegeplatz an der Steeodder Moole zu einem Interview.

Herr Fuchs, was ist die Motivation für Ihre Expedition „Ocean Change 2020 – Zu den Inseln und Halligen der Nordsee“?

Ich habe schon viele Regionen auf dem Globus bereist und über den Klimawandel berichtet. Jetzt ist es an der Zeit, einmal direkt vor der Haustür herauszufinden, wie die Bevölkerung über die Gefahren der Erderwärmung und den damit verbundenen Klimawandel denkt. Der „Klimadeich“ soll vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen, wie denkt die einheimische Bevölkerung aber über die Ursachen?

Welche Informationen sammeln sie auf ihrer Reise

Wir sind nicht wissenschaftlich unterwegs, sammeln also keine Daten wie Temperatur, Verschmutzung oder analysieren die Wasserqualität in der Nordsee. Uns geht es darum, aus Gesprächen und Diskussionen mit den einheimischen Bewohnern herauszufinden, wie sich die Situation in den vergangenen Jahren verändert hat. Mit Willem Rümpler haben wir die Insel per Fahrrad und zu Fuß ausgiebig kennengelernt und mit vielen Leuten gesprochen. Zum Beispiel hat Vogelwart Dieter Kalisch uns detailliert über die Veränderungen in der Vogelwelt im Schutzgebiet der Amrumer Odde informiert.
Arved Fuchs auf Amrum

Haben sie auf Ihrer diesjährigen Tour schon Erfahrungen gemacht, die sie überrascht haben?

Wir sind nicht auf der Suche nach Skandalen und wir wollen auch niemanden die Welt erklären. Wir versuchen uns einfach durch viele Gespräche sachkundig zu machen und dann an geeigneter Stelle unsere Informationen und Schlussfolgerungen zurückzugeben. Dieses geschieht auf Vorträgen, bei Workshops, Presseterminen und auch in Veröffentlichungen.

Wie groß ist Ihre Crew und wie stellt sie sich zusammen

Maximal 10 Personen haben auf dem Schiff Platz, zurzeit sind wir mit 8 Personen unterwegs. Wir sind ein Schmelztiegel unterschiedlicher Berufe, Nationalitäten und Charaktere: Ärzte, Lehrer, Handwerker, Wissenschaftler, Seeleute und sogar Flugkapitäne. Aus einem Kreis von 50 – 100 Personen stellen wir das jeweilige Team je nach Ausrichtung der Expedition zusammen. Das Engagement geht über die Expeditionen hinaus, auch bei Werftaufenthalten ist immer ein mithelfendes Team vor Ort. Es gibt viele Anfragen von neuen Personen, die gern eine Expedition begleiten möchten. Neben ihren besonderen individuellen Fähigkeiten sollten aber alle Teilnehmer möglichst auch Segelerfahrung haben. Unser Schiff braucht Seeleute und Techniker.

Wie finanzieren sie ihre Expeditionen?

Über Publikationen, Vorträge und auch Sponsoren. Gern halte ich bei den einzelnen Stopps auch Vorträge vor interessiertem Publikum. Leider hat uns Corona in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Alle Teammitglieder sind ehrenamtlich an Bord, bei uns gilt Hand gegen Koje.

Warum haben sie Amrum als Törnziel ausgesucht?

Ich war neugierig auf Amrum. Einige male habe ich Sylt besucht, Amrum bisher noch nicht. Die Insel hat mich positiv überrascht. Ich habe nicht mit so viel Wald gerechnet, der große Dünengürtel und natürlich der Strand sind beeindruckend.

Ihr Schiff wirkt sehr robust: wo sehen sie die Vor- und Nachteile der Konstruktion?
Robust gebautes Schiff …

Die Dagmar Aaen wurde 1931 in Esbjerg für das Fischen im Nordatlantik gebaut. Ich habe das Schiff 1988 gekauft und dann zu einem Expeditionsschiff mit zusätzlicher Eisverstärkung umgebaut. Der Rumpf wurde vollständig aus sechs Zentimeter Eichenplanken auf Eichenspanten gebaut. Der Abstand der einzelnen Spanten ist dabei teilweise so eng gewählt, dass man kaum eine Faust dazwischen legen kann, somit ist die Außenbeplankung fast 25 cm dick. Die Eishaut besteht aus bis zu 6mm Aluminium, Steven und Kiel sind mit bis zu 3cm Stahl verstärkt. Durch die massive Bauweise hat das Schiff ein Gewicht von 80 Tonnen. Die Länge beträgt 23,90 m, die Breite 4,80 m und der Tiefgang ist 2,50 m. Für den Antrieb dienen die 220 qm Segelfläche oder der Callesen Diesel Typ 425 CO, 3 Zylinder 4 Takt mit 180 PS.

Einige ihrer Expeditionen (im Winter mit dem Faltboot um Kap Horn, Nordwest Passage) sind seemännisch und auch körperlich sehr anspruchsvoll – was treibt sie an?

Ich habe eine seemännische Ausbildung und bin früher beruflich zur See gefahren. Schon immer haben mich Natur- und Extremsportarten gereizt. „Warum geht etwas nicht“ hat mich immer herausgefordert. Ich liebe die Natur und besonders auch Kälte und Wind, daher die vielen Reisen in die kalten Regionen. Grenzbereiche auszuloten, besonders auch die mentale Seite, ist etwas was mich reizt. Ich habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht und kann selbst entscheiden, was ich machen will.

Sie haben viele Bereiche der Erde bereist – was ist ihre Botschaft an die Menschheit?

Wir haben nur diese eine Erde – dessen sollten wir uns alle bewusst sein. Immer mehr Menschen bewohnen unseren Planeten und wir müssen mit den Ressourcen auskommen, die vorhanden sind. Leider werden die vorhandenen Ressourcen nicht genug wertgeschätzt. Bis zum Jahr 2000 haben auch die Inuit noch über meine Warnungen von der Erderwärmung geschmunzelt, das ist jetzt vorbei. Auf dem geschmolzenen Boden sacken jetzt die Häuser ab und das Eis ist so dünn, dass sie nicht mehr richtig zur Jagd gehen können.

Wenn man sieht, welche Summen allein in Europa zur Bekämpfung der Folgen der Corona Pandemie ausgegeben werden, hoffe ich, dass auch die Bekämpfung der Erderwärmung demnächst eine entsprechende Priorität bekommt.

Corona geht vorbei –der Klimawandel nicht.
Herr Fuchs, vielen Dank für das interessante Interview
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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Do 20. Aug 2020, 10:58

Arved Fuchs Expeditionen 10.08.2020

Nach dem angenehmen Aufenthalt auf der Geestinsel Amrum ging es für die Crew weiter zur Insel Pellworm. Dort angekommen gab es einen interessanten Ausflug in die Schutzzone 1 des Nationalparks Wattenmeer. Gemeinsam mit dem Verein Jordsand wurde die Hallig Norderoog besucht, um sich über die möglichen Auswirkungen des Anstiegs des Meeresspiegels informieren zu lassen.


10.08.2020 Pellworm

Nicht nur in Sachen Hilfsbereitschaft sind die Pellwormer absolute Spitze. Seit Tagen drückt der Ostwind das Wasser aus dem Wattenmeer. Vor Anker haben wir auf Hochwasser gewartet, um im engen Prickenweg zum Hafen der Insel genug Wasser unter dem Kiel zu haben. Als die "Dagmar Aaen" dann doch plötzlich auf Schiet sitzt, reagiert die Inselbevölkerung sofort! Silke Backsen - die alle auf Pellworm kennen als die Frau, die gemeinsam mit anderen die Bundesregierung verklagte, weil ihr die Beschlüsse des Klimakabinetts im letzten Herbst zu zögerlich waren, um wirklich etwas in Sachen Klimaschutz zu erreichen - telefoniert mit Steffen Koch, der mit seinem Krabbenkutter bereits auf dem Weg in die Fanggründe ist.

Der geht mit seiner rund 300 PS starken "Maya" umgehend auf Gegenkurs und eilt uns zu Hilfe. Mit viel Geschick zieht er unseren 80 Tonnen schweren Haikutter aus dem Schlick. An der extra für uns abgesperrten Pier nimmt Hafenmeister Manni Jensen persönlich unsere Leinen an und Waltraud Brumm vom Landfrauenverein lädt eine Kiste Bier aus ihrem schwarzen VW Käfer, damit wir auf den Schreck erstmal ein Anlegerbier trinken können. Ein toller Empfang!

Aber damit nicht genug. Waltraud Brumm hat für uns auch noch einen spannenden Ausflug organisiert. An Bord des Ausflugsschiffs "Gebrüder" bringen uns Andreas und Jogi Hellmann zur Hallig Norderoog. Die beiden Brüder haben als Einzige seit Generationen die Erlaubnis, in die intensivste Schutzzone 1 des Nationalparks Wattenmeer zu fahren. Beim Besuch an der Pfahlhütte des Vereins Jordsand erklärt uns Regionalleiter Eric Walter Flora und Fauna. Auch die unterschiedlichen Auffassungen der Naturschützer auf der einen und den Insulanern auf der anderen Seite werden angesprochen. So sagt der Verein Jordsand, der Nationalpark Wattenmeer soll komplett sich selbst überlassen bleiben.

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Der durch den Klimawandel steigende Wasserspiegel würde bedeuten, dass Inseln wie Norderoogsand und Süderoog irgendwann komplett überspült würden und als Brutgebiete für diverse Seevögelarten nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Die Pellwormer dagegen fordern, dass westlich der Inseln Sand aufgespült werden soll, um die Sände zu halten und gleichzeitig Gemeinden wie Pellworm oder Hooge zu schützen. Sogar die mittlerweile erforderlichen Deicherhöhungen wären dann nach ihrer Meinung nicht mehr nötig.

Für uns geht es weiter nach Norderoogsand. Dort wandern wir in einer beeindruckenden Sandlandschaft, die an eine Wüste erinnert. Leider finden wir allerdings auch jede Menge Plastikmüll, den wir an Bord der "Gebrüder" abtransportieren. Auf der Rückfahrt nach Pellworm geht es noch vorbei an voll belegten Seehundbänken - die gesamte Crew der "Dagmar Aaen" kehrt am Abend fasziniert vom Wattenmeer und voller Eindrücke an Bord zurück.

Pellworm ist eine Reise wert!

Matze

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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Do 20. Aug 2020, 11:04

17.08.2020 Hallig Süderoog

Kurz vor dem Morgenhochwasser kommt Hermann zu uns an Bord. Der junge Krabbenfischer kennt die flachen Tidengewässer rund um Pellworm wie seine Westentasche. Spontan hatte sich Hermann angeboten, Arved beim Auslaufen durch den schmalen Prickenweg als Lotse zu beraten. So sind sie, die Pellwormer - hilfsbereit, aufgeschlossen und authentisch. Vor unserer Abreise durften wir als Crew ein weiteres Highlight unseres Inselbesuchs erleben: Eine Wattwanderung zur Hallig Süderoog.

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Knud Knudsen (Foto) führt uns die rund 6,5 Kilometer zur 62 Hektar großen Hallig. Der 65-Jährige ist ein echtes Pellwormer Original, braungebrannt mit weißem Rauschebart und langen grauen Haaren, die im Ostwind wehen. Der gelernte Wasserbauer bringt seit 20 Jahren die Post zu Fuß durchs Watt nach Süderoog. Zweimal die Woche. Egal, ob Sommer oder Winter. Immer barfuß. Nach eigenen Angaben hat er mehr als 25.000 Kilometer im Watt zurückgelegt. Auf unserem Weg durch Schlick und Sand erklärt uns Knud, dass Süderoog die kleinste, ständig bewohnte Hallig überhaupt ist. Nur eine Warft gibt es dort, mit einem reetgedeckten Drei-Seiten-Hof.

Den bewirtschaften Holger Spreer und seine Frau Nele Wree. Neben den beiden gibt es noch ihre zwei kleinen Kinder, zwei Parktikantinnen, ein Boot, einen Traktor und jede Menge Tiere: Hühner, Gänse, Schafe und drei schottische Hochlandrinder. Holger und Nele müssen sich in der völligen Abgeschiedenheit um alles kümmern. Sie bewirtschaften den Hof, arbeiten am Erhalt der Gebäude, betreiben aktiven Küstenschutz, sammeln mehrere Tonnen angeschwemmten Plastikmüll pro Jahr und empfangen Wattwanderer.

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Verdammt viel Arbeit. Angestellt sind die beiden beim Land Schleswig Holstein, dem auch die Hallig gehört. Völlig unverständlich, dass sich das junge Paar aus Kostengründen eine einzige Arbeitsstelle teilen muss. Mehr will das Land für den Betrieb einer Hallig offenbar nicht ausgeben. Trotz des immensen Aufwands, den Holger und Nele betreiben müssen, allein schon um Versorgungsgüter zu beschaffen. Zum Beispiel in der Landwirtschaft. Heu als Winterfutter für die Tiere wird auf Pellworm geerntet. Daraus werden kleine Ballen gepresst. Die müssen per Hand auf eine Schute verladen werden. In diesem Jahr sind es 1150 Ballen. Kein Wunder, dass sich Holger sehr über unsere Hilfe freut. Die Crew kann auch Landwirtschaft... In der sengenden Augustsonne beladen wir neben der Schute Heuwagen. Die zieht der Traktor zum Hof und dann stapeln wir das Futter in den Heuboden. Eine schweißtreibende Arbeit, die uns deutlich macht, wie hart das Leben und Überleben auf einer isolierten kleinen Hallig im Wattenmeer sein kann. Nachdem uns Holger am Abend mit seinem Boot wieder nach Pellworm gebracht hat, gehen wir alle erstaunlich früh schlafen...

Matze
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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Do 20. Aug 2020, 11:10

Arved Fuchs Expeditionen

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Die Crew der "Dagmar Aaen" nutzte die Zeit auf der Hallig Süderoog, um bei der Heuernte fleißig mit anzupacken.

VIDEO: https://www.facebook.com/24824702852329 ... 6894002164
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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Do 20. Aug 2020, 11:17

Arved Fuchs Expeditionen 18.08.2020

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Kurzbericht von SAT1 Regional über die aktuelle Ocean Change Tour 2020

VIDEO | Expedition ins Wattenmeer: Polarforscher Arved Fuchs erkundet nordfriesische Inseln - SAT.1 REGIONAL
Arved Fuchs ist wieder unterwegs. Auf seiner diesjährigen Ocean

VIDEO: https://www.sat1regional.de/expedition- ... xhY377ttrE
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Re: Arved Fuchs Expeditionen 2020

Beitragvon UliS » Fr 21. Aug 2020, 12:08

Arved Fuchs Expeditionen - Quelle

Einen Ausflug auf die beiden Halligen Hooge und Langeneß stand für die Crew während der aktuellen Ocean Change Tour 2020 auf dem Programm. Im legendären "Schafstall" auf Langeneß gab es einen interessanten Vortrag von Arved Fuchs, der sich Zeit für die Fragen der Insulaner und Halligbewohner nahm.

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20.08.2020 Hooge / Langeneß

Von Pellworm geht es weiter zur Hallig Hooge. Kommando von Arved: "Anker klar zum Fallen." Unser Ankerplatz vor dem Fähranleger von Hallig Hooge bietet uns ein wunderschönes Panorama über die neun Warften der Hallig. Im Westen richten sich unsere Blicke auf die größte Hallig im Naturpark Wattenmeer: Langeneß.

Es ist mittlerweile Abend und wir erwarten einen Gast an Bord. Katja Just, die ehrenamtliche Bürgermeisterin von Hallig Hooge. Wir bekommen einen ersten Einblick in das Leben, Arbeiten und den Alltag auf Hooge, beim gemütlichen Beisammensein auf der "Dagmar Aaen".

Da wir vor Anker liegen, steht für die Nacht erst einmal Ankerwache an. Heute ist es besonders, da rund um die "Dagmar Aaen" das Wasser anfängt grünlich-türkis zu schimmern. Unter dem tiefen Sternenhimmel können wir das Schauspiel des Meeresleuchtens genießen.

Für den nächsten Tag ist die Erkundung der Warften geplant. Wir treffen uns mit Michael Klisch, dem Leiter der hiesigen Schutzstation Wattenmeer. Während der Führung durch die Austellung gibt er uns einen Einblick in verschiedene Aufwarftungs- und Zukunftsprojekte für die Hallig Hooge, sowie die Funktionsweise des Sommerdeiches. Die Folgen des Klimawandels sind auch hier längst messbar.

Weiter geht es nach Langeneß. Kapitän Heinrich von Holdt lotst uns mit seinem Fahrgastschiff "Seeadler" sicher durch die sich ständig verändernden Untiefen des Wattenmeeres nach Langeness. Einfach so. Für den Kapitän eine Selbstverständlichkeit. Ohne Ortskenntnis sitzt man hier schnell auf dem Grund. Obwohl wir die aktuellsten Seekarten an Bord haben, haben sich die Fahrrinnen und Priele schon wieder andere Wege gesucht. Auch vor Langeness wird geankert. Malte Jochimsen und sein Team haben an diesem Abend im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur auf den Halligen" eine Diskussionsrunde im schon legendären "Schafstall" auf der Warft Hilligenley organisiert. Die Veranstaltung beginnt mit einem Vortrag von Arved, anschließend kommen die Hooger und Amrumer Gäste, sowie die Langenesser zu Wort. Es wird ein spannender und aufschlussreicher Abend für alle Beteiligten.

Am nächsten Tag geht es noch einmal retour nach Hooge, um Harry, seit 50 Jahren Hafenmeister auf Hooge, zu treffen. Von ihn bekommen wir unter anderem Informationen über die schweren Sturmfluten der letzten Jahrzehnte.

Unser nächstes Ziel ist Büsum.

Fredo & Peter

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