Singschwäne im unteren Odertal

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Singschwäne im unteren Odertal

Beitragvon AnkeB » Do 19. Feb 2015, 17:51

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Donnerstag, 19. Februar 2015

Daniela Windolff 16.02.2015 08:00 Uhr - Aktualisiert 16.02.2015 10:43 Uhr
Red. Uckermark, schwedt-red@moz.de

Völkerströme zum göttlichen Vogel

Criewen (MOZ) Das beschauliche Nationalparkdorf Criewen wurde am Wochenende zum Wallfahrtsort für weit über Tausend Besucher aus ganz Brandenburg und Berlin, angelockt von einer Attraktion, die eigentlich die große Bühne scheut: der Chor der Singschwäne.

Ganze Völkerscharen strömen bei schönstem Wetter auf dem Oderradweg bei Criewen in den Nationalpark, um die Singschwäne zu sehen und zu hören.
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© MOZ/Oliver Voigt

Die beste Zeit ist der frühe Abend. Wenn das bronzene Licht des Sonnenuntergangs Konturen zerfließen lässt, werden die Töne um so schärfer. Der schwindende Tag nimmt die Geräusche mit sich und senkt Stille ins Tal. Das ist der große Auftritt der grazilen weißen Sänger. Ihr heller Trompetengesang erfüllt die Luft und ergreift die Herzen der Zuhörer, die fasziniert mit Gänsehaut einem Naturschauspiel beiwohnen, das sich alle Jahre wieder im Nationalpark Unteres Odertal wiederholt, egal ob jemand zuschaut oder nicht.

Doch seit neun Jahren ziehen die Parkmitarbeiter um Dirk Treichel und die Naturwacht den Bühnenvorhang auf und lassen das Publikum teilhaben, inklusive "Werkseinführung" und Hinter-die-Kulissen-Schau. Die Singschwantage im Nationalpark, die je nach Wetter zwischen Ende Januar bis Mitte Februar stattfinden, haben sich zum Publikumsmagneten entwickelt und strahlen ins ganze Land und nach Berlin aus. In diesem Jahr toppte der Besucherstrom alles Vorherige. "Das ist jetzt schon absoluter Besucherrekord", sagte Nationalparkleiter Dirk Treichel am Sonnabend überwältigt, obwohl noch der Sonntag als dritter Aktionstag bevorstand.

Singschwäne im Anflug

Eine Woche vor dem offiziellen Start der Singschwantage lassen sich die weißen Großvögel bereits gut in den Polderwiesen bei Schwedt beobachten. © MOZ / Oliver Voigt

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"In diesem Jahr stimmt einfach alles, das fantastische sonnige Wetter lockt die Besucher heraus, die Singschwäne sind besonders zahlreich ganz aus der Nähe zu beobachten und das milde Wetter bringt die Vögel schon in Balzstimmung, wo sie besonders schön singen und mit etwas Glück bei ihren imposanten Balztänzen zu beobachten sind", schwärmt Dirk Treichel, dem der Besucherstrom viel Arbeit, aber auch große Genugtuung beschert. "Das ist doch wunderbar, zu sehen, wie viele naturinteressierte Menschen es gibt, die sich genauso begeistern lassen, wie wir."

Am laufenden Band wechselten sich Vorträge über Lebensweise, Verbreitung des Singschwans mit faszinierenden Fotografien und Ausflügen in die Mythologie und Märchenwelt, in der der Schwan in vielen Kulturen eine wichtige Rolle spielt, und Exkursionen zu den Rastplätzen der majestätischen Vögel ab. Ganze Völkerscharen wanderten auf dem Deichweg entlang, um eine Postkartenidylle zu genießen: Blauer Himmel, unverstellte Ausblicke über weite Polderwiesen, erste Kranichrufe am Himmel und weiße Schwäne, wohin das Auge blickt.

Rund 2000 Singschwäne rasteten in diesem Winter im Nationalpark Unteres Odertal. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr zwischen wenigen Hundert und über 2000, je nach Wetter und Wasserstand in den Poldern.

Die Singschwäne, die von Oktober bis Februar aus ihren Brutgebieten im Balkan oder Finnland zum Überwintern ins Odertal kommen, brauchen offene Wasserflächen und genügend Nahrung, erklärt Dirk Treichel. Steht das Wasser zu hoch, können die Schwäne nicht gründeln. Sie sind Vegetarier und ernähren sich von Pflanzen und Wurzeln, nehmen aber auch mit Maisstoppeln oder Getreide vom Feld vorlieb. Ist der Winter zu eisig und das Wasser zugefroren, finden sie keine Nahrung und wären leichte Beute für Fuchs oder Seeadler. Dann ziehen sie weiter Richtung Süden.Doch 2015 ist das Singschwanjahr im Odertal. Davon sind Käthe und Uwe Loeschnewsky aus Frankfurt (Oder) ganz hingerissen. "Wir sind das erste Mal hier und neugierig geworden durch Fernsehberichte und vom Hörensagen. Wir waren schon überall, in Spanien, Afrika aber noch nie in Criewen, obwohl wir fast vor der Türe wohnen", sagt Uwe Loeschnewsky und bereut den Ausflug nicht. "Es ist alles toll, die Natur, das Wetter, auch die Organisation. Das nächste Mal werden wir auch Bekannte mitnehmen!", schwärmt Ehefrau Käthe.

Auch Marta Köhler und Thomas Kühnich aus Berlin haben sich spontan zum Naturtrip zu den Schwänen hinreißen lassen. "Ich wollte bei dem schönen Wetter einfach raus aus der Stadt in die Natur und war neugierig, was Singschwantage sind. Der Vortrag war sehr interessant", sagt Marta Köhler. Und dann lässt sich das junge Paar von den Naturwächtern am Fernrohr fasziniert die Schwäne in Natura zeigen und entdeckt sogar als Zugabe ein Seeadlerpärchen.

Wolfgang Ewert ist dagegen schon fast Stammgast im Nationalpark, nicht nur zu den Singschwantagen. Ausgerüstet mit professioneller Technik und riesigen Objektiven geht der Naturfotograf aus Lehnin hier regelmäßig auf Pirsch nach Motiven und wird immer fündig.

Ein Trost für alle, die die Singschwantage verpasst haben: Der nächste Höhepunkt im Nationalpark kündigt sich an: Vom 28. März bis 4. April gibt es zur Flussauen-Woche ein spannendes Frühlingserwachen. Und die Singschwäne kommen nächstes Jahr wieder. Dann öffnet sich der Vorhang für eine faszinierende Show erneut.
AnkeB
 
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