Sie brachten uns das Licht vom Himmel
Jedes Kind auf Erden weiß, dass die süßen Rentiere in der schönsten Nacht des Jahres vor den Schlitten des Weihnachtsmannes über den Himmel sausen. Den Rest des Jahres leben die rund 5 Millionen Tiere wild oder gut behütet in großen Herden in Alaska, Skandinavien und Russland.
Im Norden Skandinaviens erzählen sich die Samen jetzt wieder die alte Sage, wie die Rentiere zu uns Menschen gekommen sind: Das war vor undenklichen Zeiten, lange bevor der Mensch die Schrift kannte, als die Samen ihre Jojks sangen, mit den sie ihre Erinnerungen weitergaben. Die Erde war dunkel und kalt, viel kälter und viel dunkler als heute die dunkelste Nacht im kältesten Winter. Die Menschen kannten das Licht nicht, also fürchteten sie sich sehr, als sie dieses Leuchten sahen – hoch oben stand es und unendlich weit entfernt. Die mutigsten Männer zauderten drei Tage, bis sie wagten, darauf zuzugehen. Sie wanderten drei Wochen, bis das Leuchten näher kam. Langsam, dann immer schneller fuhr es herab, bald tauchte es alles rundum in so gleißendes Licht, daß sie die Augen fest zukneifen mussten. Als sie wagten sie wieder zu öffnen, züngelte aus einem im Schnee liegenden Ast eine Flamme, und daneben stand ein Tierpaar, wie sie es noch nie gesehen hatten. Die Flamme wärmte die Männer, also nahmen sie den Ast auf, und zusammen mit den Tieren folgte ihnen das Licht. Drei Wochen lang leuchtete das Licht. Zu Hause gebaren ihnen die Tiere zwei Kälber, bald darauf wieder zwei, und das Feuer wärmte ihre Zelte. Nur das Licht war eines Tages verschwunden, aber als sie geschlafen hatten, war es wieder da. So hat der Himmel dem Menschen das Rentier gegeben, die Wärme und das Licht. Das Jojk erzählt, es war im Dezember. Die Menschen heute nennen diesen Tag Weihnachten. Wir Samen lassen sie ruhig in ihrem Glauben.
von Thor Judsen

With the reindeers came the warmth
They brought us the light from heaven
Every child on earth knows, that the sweet reindeers rush in the most beautiful night of the year in front of the slide of Santa Claus over the sky. The rest of the year the approx. 5 million animals are living wild or well cared in big herds in Alaska, Scandinavia and Russia.
In the north of Scandinavia the Samen are telling now again the old myths, how the reindeers came to us humans: this happened unthinkable ages ago, long before man knew the writing, as the Samen sang their Jojks, in which they passed on their memories. The earth was dark and cold, much colder and much darker as today in the darkest night and in the coldest winter. Men didn´t know the light so they were very much frightened when they saw this glaring – which was standing high up and endless far away. The bravest men hesitated for three days, before they dared to move toward it. They wandered three weeks till the light came closer. Slowly, than more and more quickly it was driving down, soon everything was aflamed so much in glare, that they had to close their eyes tight. As they dared to open the eyes again, a flame flickered from a branch which was lying in the snow, and beside a pair of animals was standing as they had never seen such before. The flame warmed the men, so they picked up the branch and together with the animals the light was following them. For three weeks the light was shining. At home the animals gave birth to two calves, soon later two more, and the fire warmed their tents. Only the light was gone one day, but when they had slept, it was there again. So the heaven gave the reindeer to the peoples, the warmth and the light. The Jojk tells, it was in December. Peoples today call it Christmas. We Samen let them in their faith.
by Thor Judsen
Englische Übersetzung von Brit
Jahr 1999 Nr. 50